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Offener Konflikt droht Unruhe bei ThyssenKrupp

Der Vorstand von ThyssenKrupp hat seine Pläne für einen radikalen Konzernumbau nach Angaben des Gesamtbetriebsrats noch einmal verschärft und gefährdet damit Tausende von Stellen. Dem Konzern steht nun ein offener Konflikt mit den Arbeitnehmern ins Haus, denn Konzernbetriebsrat und IG Metall kündigten entschiedenen Widerstand gegen die Pläne an.

"Der Konzernumbau geht gegen die Beschäftigten", warnte Konzernbetriebsratschef Thomas Schlenz, der auch Mitglied des Aufsichtsrats ist, in Düsseldorf. Vorstandschef Ekkehard Schulz habe in einem Gespräch mit Arbeitnehmervertretern deutlich gemacht, dass der Vorstand anders als ursprünglich beschlossen künftig alle Konzerngeschäfte direkt steuern wolle. Anderslautende Entscheidungen des Aufsichtsrats vom 27. März, in denen die Arbeitnehmer die Verschmelzung der fünf Sparten des Konzerns auf zwei mitgetragen hatten, betrachte der Konzernchef nicht mehr als bindend.

"Anspruch auf Information"

Auch einen von ihm unterzeichneten Pakt zur Beschäftigungssicherung habe Schulz aufgekündigt, sagte Schlenz. Dieses Vorgehen in dem seit Jahren von der Mitbestimmung geprägten Konzern sei ein "Kulturbruch". Die Arbeitnehmer fürchteten, dass nun mehr als 3000 Stellen gestrichen werden könnten. Konkrete Zahlen habe der Vorstand aber noch immer nicht auf den Tisch gelegt. "Wir wollen keine Beteiligung an Ratespielen, wir haben Anspruch auf Information", appellierte Schlenz an den Vorstandschef.

Der geplante Konzernumbau und Ankündigungen des Vorstands, Stellen zu streichen, sorgen bereits seit Wochen für Wirbel bei ThyssenKrupp. Tausende Beschäftigten hatten protestiert. Der Aufsichtsrat soll erneut am 13. Mai über die Umbaupläne beraten. Legt der Vorstand kein neues Konzept vor, das eine "industrielle Perspektive" biete, wolle die Arbeitnehmerseite alle Beschlüsse zum Umbau in den Aufsichtsräten der Sparten und des Konzerns nicht mehr mittragen, sagten andere Betriebsräte. "In allen Fragen, die auf den Tisch kommen, werden wir Nein sagen, bis es zu Änderungen kommt", kündigten sie an. Zudem werde es im Mai zu "Aktivitäten" der Belegschaft gegen die Pläne kommen.

"Wir wollen anweisen"

Schlenz zufolge will Schulz dem Vorstand mit dem Umbau mehr Macht sichern. Die Mitbestimmung werde damit beschnitten. "Wir wollen anweisen", habe Schulz den Arbeitnehmervertretern beschieden, sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Stahlsparte, Wilhelm Segerath. Die Führungsholding solle künftig direkten Zugriff auf die operativen Einheiten haben. Unter der Holding sollten zwei "virtuelle" Bereiche aufgehängt werden, die aber bei Entscheidungen in dem Mammut-Konzern kein wirkliches Mitspracherecht hätten.

Ein ThyssenKrupp-Sprecher wollte die Aussagen der Arbeitnehmerseite nicht kommentieren. Der Konzern werde sich nach der Aufsichtsratssitzung im Mai äußern, sagte er lediglich. Am Markt wurden die Umbaupläne positiv aufgenommen: Die ThyssenKrupp-Aktie verbuchte am Nachmittag ein Plus von 2,9 Prozent.

Nach jahrelangen Boomzeiten ist ThyssenKrupp wie auch andere Stahlkonzerne in schweres Fahrwasser geraten. Wegen der durch die Konjunkturflaute ausgelösten Krise in wichtigen Abnehmerbranchen wie der Automobilindustrie und dem Maschinenbau brechen die Aufträge weg. Der Konzern schließt für das Geschäftsjahr einen Verlust nicht mehr aus. Zehntausende Beschäftigte sind in Kurzarbeit. Im In- und Ausland hat sich ThyssenKrupp bereits von fast 5000 Leiharbeitern getrennt.

Quelle: ntv.de

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