Krise auf dem Automarkt VW-Chef warnt vor Panik
28.10.2008, 20:25 UhrVW-Chef Martin Winterkorn hat angesichts der Krise auf dem Automarkt vor Panikmache gewarnt. Das helfe in dieser Situation nicht weiter, sagte Winterkorn bei der Eröffnung einer Zuliefererbörse in Wolfsburg. "Wir müssen uns auf eine harte Durststrecke einstellen", bekräftigte der VW-Chef. Die gesamte Branche erlebe sehr schwierige Zeiten. Deshalb müsse jetzt alles daran gesetzt werden, flexibel zu bleiben und dafür zu sorgen, dass Geschäftsprozesse und Zukunftsprojekte sauber und geordnet weiterlaufen könnten. Dies sei auch im Hinblick auf die Lieferanten wichtig. Winterkorn betonte zudem eine enge Partnerschaft mit den Zulieferern, die heute wichtiger sei denn je.
Die Folgen der Finanzkrise für Europas Autobauer stehen im Mittelpunkt einer Konferenz in Brüssel. Bei dem Treffen unter Schirmherrschaft der EU-Kommission wollen die Hersteller politische Rückendeckung für den verschärften Wettbewerb einfordern. Offen ist, inwiefern es in der EU ein Rettungspaket für Hersteller geben wird. Die USA wollen den Autobauern mit 25 Mrd. Dollar unter die Arme greifen. Das Geld ist zur Entwicklung Sprit sparender Autos geplant.
Harte Einschnitte
Die deutsche Autoindustrie reagiert mit harten Einschnitten auf die Verkaufskrise der Branche. Betroffen sind vor allem die Belegschaften der Autobauer, aber auch die Mitarbeiter zahlreicher Zulieferfirmen. Ihnen drohen Zwangsurlaub als Folge von Produktionsstopps oder im schlimmsten Fall sogar der Verlust ihres Arbeitsplatzes.
Volkswagen trennt sich in Deutschland von jedem vierten seiner 3.700 Leiharbeiter. Der Konzern betrachtet die aktuellen Entwicklungen am Automarkt mit Besorgnis, hält aber am Ziel fest, 2008 mehr Autos zu verkaufen als im Vorjahr. Dennoch gelten für ein Drittel der Mitarbeiter des VW-Werks im slowakischen Bratislava kürzere Arbeitszeiten. Dort werden unter anderem die Geländewagen VW Touareg und Audi Q7 montiert. Die VW-Töchter Seat und Skoda wollen weniger Autos bauen.
Daimler legt an all seinen 14 deutschen Fertigungsstandorten über Weihnachten eine bis zu vierwöchige Zwangspause ein. Die Produktion ruht vom 12. Dezember bis zum 12. Januar. Daimler hatte vergangene Woche gemeldet, dass der Verkauf von Autos der Marke Mercedes Benz im dritten Quartal um acht Prozent schrumpfte.
BMW drosselt die Produktion in seinen deutschen Werken, denkt aber auch über Produktionsstopps im Ausland nach. Im Werk Leipzig stehen in dieser Woche für vier Tage die Bänder still. Anfang November folgen dann die Werke Regensburg und München mit je fünf Tagen. Auch in Dingolfing und Landshut soll die Arbeit ruhen. BMW hatte im August angekündigt, in diesem Jahr 25.000 Autos weniger als geplant herzustellen.
Ford meldete an seinem Produktionsstandort Köln Kurzarbeit an. In Teilen der Motorenfertigung sollen ab dem 3. November für insgesamt fünf Wochen die Bänder stillstehen. Betroffen sind 820 von insgesamt 17.300 Mitarbeitern. An den Standorten Saarlouis und Köln entlässt der Autobauer 200 Leiharbeiter vorzeitig.
Opel verhängte im Oktober für viele in- und ausländische Standorte eine mehrwöchige Zwangspause bis Anfang November. Betroffen sind unter anderem die Werke Bochum, Eisenach, Antwerpen (Belgien), Luton (Großbritannien), Gliwice (Gleiwitz, Polen) und Trollhättan (Schweden). Im Werk Kaiserslautern wurde die Produktion gedrosselt. Nur am Stammsitz Rüsselsheim läuft alles wie gehabt. Dort wird der neue Mittelklassewagen Insignia produziert.
Porsche kündigte bislang noch keine Einschnitte an. Jedoch verkaufte der Hersteller sowohl in Deutschland als auch den USA in den vergangenen Monaten deutlich weniger Sport- und Geländewagen.
Bei den Zulieferern verhängte Weltmarktführer Bosch einen einwöchigen Produktionsstopp an einem Standort in Baden-Württemberg mit 400 Mitarbeitern. Außerdem wird Kurzarbeit und eine Verlängerung der Weihnachtspause an mehreren Standorten erwogen. Befristete Arbeitsverträge sollen teils auslaufen. Konkurrent Continental macht im Werk Regensburg über Weihnachten eine Zwangspause und führt für einen Teil der dortigen Mitarbeiter eine 4-Tage-Woche ein. Zahlreiche andere Zulieferer fahren in der Krise ihre Produktion zurück.
Quelle: ntv.de