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Keine Entschädigung? Venezuela droht Ölmultis

Venezuela hat ausländischen Energiefirmen erstmals damit gedroht, für die Verstaatlichung einiger milliardenschwerer Ölprojekte möglicherweise keine Entschädigung zu zahlen. "Wir müssen sehen, ob es Kompensationen gibt, denn in manchen Fällen könnte es keine Ausgleichszahlungen geben", sagte Ölminister Rafael Ramirez bei einer Konferenz auf der venezolanischen Ferieninsel Margarita. Die Gespräche mit den Konzernen dauerten aber noch an.

Venezuelas Präsident Hugo Chavez plant, dass die staatliche Ölfirma PDVSA am 1. Mai die operative Kontrolle über vier Ölprojekte im Orinoco-Becken im Wert von 30 Mrd. US-Dollar übernimmt. Bislang werden diese von ausländischen Ölmultis wie dem französischen Konzern Total, der norwegischen Statoil, dem BP-Konzern sowie der US-Firmen ConocoPhillips, Exxon Mobil und Chevron kontrolliert. Die meisten haben einer Verstaatlichung eines Mehrheitsanteils bereits zugestimmt, setzen aber auf Entschädigungen in Form von Bargeld, Öl oder Beteiligungen. Ramirez zufolge wollen die meisten Firmen in jedem Fall auch nach der Verstaatlichung im Land bleiben. Eine endgültige Entscheidung über die Ausgestaltung der künftigen Joint Ventures wird bis Ende Juni erwartet.

Branchenexperten vermuten, dass die Konzerne auch nach dem Verlust der Kontrollmehrheit noch kräftig an den Erlösen aus den Ölprojekten verdienen werden. Die Region sei trotz des radikalen Kurses von Chavez sehr attraktiv für die Ölmultis, da im Orinoco-Becken mit die größten Ölreserven der Welt lagern. Jeden Tag werden dort 600.000 Fass Rohöl aus dem teerähnlichen Schweröl gewonnen.

Chavez will mit den Verstaatlichungen den "Sozialismus des 21. Jahrhunderts" in Venezuela vorantreiben. Nach seiner deutlichen Wiederwahl im Dezember erhöhte er dabei das Tempo kräftig und hat auch andere Branchen im Blick. So sicherte er sich auch Anteile an Versorgern oder Telekommunikationsfirmen.

Quelle: ntv.de

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