Starke Binnennachfrage Verbraucher treiben BIP
22.11.2007, 09:03 UhrDie deutsche Wirtschaft ist im Sommer aus eigener Kraft gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt legte wegen höherer Bauinvestitionen und steigender Ausgaben der Verbraucher um 0,7 Prozent zum Vorquartal zu, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Obwohl vom Außenhandel diesmal kein Wachstumsbeitrag kam, bedeutet dies das stärkste Plus seit Ende 2006. Der größte Schub kam von der Binnenkonjunktur. Der private Konsum legte um 0,5 Prozent zu. Damit sorgten die Verbraucher mit ihren Ausgaben fast für die Hälfte des Wachstums.
Die Exporte stiegen um 3,1 Prozent zum Vorquartal. Da die Importe aber mit 3,9 Prozent deutlicher zulegten, bremste der Außenhandel unterm Strich die Konjunktur. Für das Gesamtjahr sagen die meisten Experten ein Wachstum von rund 2,5 Prozent voraus, das sich 2008 auf etwa zwei Prozent abschwächen dürfte. 2006 hatte es mit 2,9 Prozent noch das kräftigste Wachstum seit der Jahrtausendwende gegeben.
Volkswirte nicht überrascht
"Das war alles in allem weitgehend so erwartet", sagte Volkswirt Jörg Lüschow von der WestLB. "Positiv ist, dass sich die Sparquote weiter stabilisiert hat. 2008 wird es auf den Konsumenten ankommen, denn wir bekommen Belastungen von der Außenwirtschaftsseite, vom Öl und den Wechselkursen. Wir werden eine schwächere Export- und Investitionsdynamik sehen." Wie stark sich die Wirtschaft abschwäche, hänge von den Konsumenten ab. "Wir bekommen steigende Einkommen. Wenn die Sparquote nicht weiter steigt, sind das gute Voraussetzungen, dass der privaten Konsum anzieht", ergänzte Lüschow.
Auch für Sebastian Wanke von der Deka Bank fielen die Zahlen wie erwartet aus. "Der private Verbrauch hat ordentlich zugelegt. Das ist sehr erfreulich. Positiv waren auch die Investitionen bei den Ausrüstungen und am Bau", sagte er. Diese Entwicklung dürfte aber spätestens Anfang 2008 schwächer werden. "Dann laufen Sondereffekte aus wie die günstigere Abschreibungsmöglichkeit für Firmen. Beim privaten Verbrauch ist es eine Frage der Zeit, bis wir eine Abschwächung sehen werden. Das liegt an den steigenden Preisen für Lebensmittel und den höheren Energiekosten", ergänzte Wanke. Alles deute darauf hin, dass das Schlussquartal 2007 relativ schwach werde.
Bundesregierung zufrieden
Trotz der jüngsten Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten sieht das Bundesfinanzministerium die deutsche Wirtschaft weiter auf Kurs. Die Wirtschaft zeige sich in einer robusten Verfassung, schrieb Finanzstaatssekretär Thomas Mirow in dem Monatsbericht des Ministeriums. Er verwies auf das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes. "Besonders erfreulich ist dabei, dass die Wachstumsimpulse ganz wesentlich von der Binnennachfrage kamen", schrieb Mirow weiter.
Schleppender verlaufe dagegen die Entwicklung der Exporte, die lange Zeit der Motor des Aufschwungs waren. "Hier könnten bereits die allgemein erwartete Abflachung der Weltkonjunktur sowie die negativen Wirkungen der Euro-Aufwertung auf die Exporttätigkeit zum Ausdruck kommen", heißt es in dem Bericht. Der Aufwärtstrend der Ausfuhren werde sich zwar fortsetzen, aber auf etwas schwächerem Niveau. Das Ministerium verwies auf den Rückgang der Auslandsbestellungen im dritten Quartal um 2,6 Prozent und die zurückgehenden Erwartungen aus der Umfrage des ifo-Instituts.
Quelle: ntv.de