Tarifstreit bei der Post Verdi will 7 Prozent mehr
10.04.2008, 17:19 UhrDie Gewerkschaft Verdi will für die 130.000 Angestellten der Deutschen Post sieben Prozent mehr Lohn, einen Erhalt der bisherigen Wochenarbeitszeit und einen Kündigungsschutz bis Mitte 2011 durchsetzen. Mit diesen Forderungen geht die Gewerkschaft nach Worten ihrer stellvertretenden Bundesvorsitzenden Andrea Kocsis in die Verhandlungen mit dem Bonner Konzern. Bei den Gesprächen am 17. und 18. April müsse es eine Einigung geben, sonst werde es noch im April unbefristete Streiks geben, drohte Kocsis. Eine "angemessene Lohnsteigerung" sei möglich, sagte ein Post-Sprecher in einer ersten Reaktion.
"Die Beschäftigten müssen den Aufschwung und die blendenden Ergebnisse der Post in der Tasche fühlen", sagte Kocsis nach einer Sitzung der Tarifkommission in Bonn. Deshalb müsse der Lohn bei einer Laufzeit von zwölf Monaten um sieben Prozent steigen. Bis zur Verhandlungsrunde am kommenden Donnerstag seien weitere Warnstreiks nicht ausgeschlossen. Es gebe "ziemlich Dampf" in der Belegschaft. Die Post und Verdi hatten bislang ergebnislos versucht, ihren Streit über Arbeitszeiten und Kündigungsschutz beizulegen. Die letzte, dritte Verhandlungsrunde zu diesen Themen war am Mittwoch in Köln ohne greifbare Ergebnisse geblieben. Beide Seiten seien bisher keinen Schritt weitergekommen, sagte Verdi-Bereichsleiter Stephan Teuscher.
Verdi kommt der Post nun entgegen und ist bereit, über alle strittigen Themen in einer Runde zu beraten und ein Gesamtpaket zu schnüren. Bislang hatte der Konzern vergeblich von der Gewerkschaft gefordert, neben Kündigungsschutz und Arbeitszeit auch über Löhne zu verhandeln. Diese hatte aber auch kein Mandat, über Löhne zu reden, da noch keine konkrete Forderung beschlossen worden war. Dies hat sich nun geändert.
Die Gewerkschaft hatte in der vergangenen Woche mit Warnstreiks bei der Post begonnen, um eine dauerhafte Verlängerung der wöchentlichen Arbeitszeit der rund 55.000 Beamten bei der Post von 38,5 auf 41 Stunden zu verhindern. Anfang der Woche hatte der Konzern die Arbeitszeit für die Beamten trotzdem angehoben. Verdi befürchtet, dass die Arbeitszeit auch für die 130.000 Tarifbeschäftigten verlängert wird und in Zukunft Tausende Arbeitsplätze bei der Post gestrichen werden. Um dies zu verhindern, will sie zehn zusätzliche Urlaubstage für die Angestellten durchsetzen. Die Gewerkschaft fordert zudem den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis zum 30. Juni 2011. Der bisherige Beschäftigungspakt war Ende März ausgelaufen. Den Lohn-Tarifvertrag hatte Verdi aufgekündigt.
Beide Seiten hatten sich zuletzt im Mai 2006 bei einer Laufzeit von 24 Monaten auf Lohnerhöhungen von drei Prozent in einer ersten Stufe und 2,5 Prozent in einem zweiten Schritt verständigt. Die Gewerkschaft hatte in der vergangenen Tarifrunde ursprünglich 4,5 Prozent höhere Entgelte gefordert. Ein Post-Sprecher sagte, der Konzern erwarte, dass es nun bis zu den Verhandlungen in der kommenden Woche keine Warnstreiks mehr gebe. Die Post werde die Lohnforderung dann "in guter Tradition" mit Verdi am Verhandlungstisch erörtern. Die Post sei für sichere und wettbewerbsfähige Arbeitsplätze. In diesem Zusammenhang sei auch eine "angemessene Lohnsteigerung" möglich. Es müsse aber ein Gesamtpaket aus Lohn, Arbeitszeit und Kündigungsschutz geschnürt werden.
Quelle: ntv.de