Rettungspaket ohne Ausreden Verdi will Banken zwingen
24.10.2008, 13:43 UhrDie Gewerkschaft Verdi will die deutschen Bankenbranche dazu zwingen, geschlossen unter den 500 Milliarden Euro schweren Rettungsschirm des Bundes zu schlüpfen. Bislang hat lediglich die BayernLB ein solchen Schritt erklärt, während Branchenprimus Deutsche Bank dies strikt ablehnt und viele andere noch zögern. "Die Inanspruchnahme der Gelder muss für die Banken obligatorisch sein", forderte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Uwe Foullong. Nur bei einem entsprechenden Nachweis dürfe es eine Ausnahme für einzelne Banken geben. Die aktuelle Linie der Banken verhindert nach Einschätzung Foullongs, dass die Finanzkrise schnell bekämpft werden kann.
Viele Banken fürchten, bloßgestellt zu werden, wenn sie Gelder abrufen und damit Milliardenlöcher in ihren Bilanzen zugeben. Die BayernLB hatte den Hilfsbedarf mit 6,4 Mrd. Euro beziffert. In anderen europäischen Länder wie Großbritannien und Frankreich sind staatliche Rettungspaket dagegen verpflichtend für Kreditinstitute. Auch in den USA wurden die großen Häuser kollektiv unter den dortigen Rettungsschirm gezwungen.
Verdi kritisierte die Haltung der Branche: "Bankmanager und Politiker haben mit ihren Äußerungen ein Klima der Häme und Stigmatisierung geschaffen", sagte Foullong. "Man darf nicht davon ausgehen, dass eine Bank kurz vor dem Konkurs steht, wenn sie das Paket in Anspruch nimmt."
Staatliche Ratingagentur
Zugleich sprach sich die Gewerkschaft für mehr staatliche Regulierung für den Bankensektor aus. Den öffentlich-rechtlichen Instituten müssten die Länder künftig Spekulationsgeschäfte verbieten. Die Ratingagenturen, die die Krise mit Gütesiegeln für hochriskante Produkte mitverursacht hatten, sollten stärker überwacht werden. Verdi sprach sich für die Schaffung einer öffentlichen, unabhängigen Rating-Agentur aus.
Die Gewerkschaft hofft, dass die Banken ohne Massenentlassungen durch die Finanzkrise kommen. Er habe den verhaltenen Optimismus, dass die Beschäftigtenzahl gehalten werden könne, sagte Foullong. Derzeit zählt die Branche rund 680.450 Mitarbeiter, das sind 94.000 weniger als im Jahr 2000.
Stockende Verhandlungen
Die Tarifverhandlungen für die rund 250.000 Beschäftigten der privaten und öffentlichen Banken sind laut Verdi festgefahren. Im September war die vierte Runde ohne Ergebnis geblieben. Die geplanten Streiks hatte die Gewerkschaft wegen der Finanzkrise vorerst ausgesetzt, behält sie sich aber weiter vor. Die Gewerkschaft fordert acht Prozent mehr Geld, mindestens aber 260 Euro.
Quelle: ntv.de