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Galileo "ein dummes System" Verheugen spricht Klartext

Der deutsche EU-Industriekommissar Günter Verheugen hat das in die Krise geratene Satelliten-Navigationssystem Galileo als dumm bezeichnet. Eine Woche nach dem Vorschlag der EU-Kommission, mehr als zwei Mrd. Euro in den Ausbau von Galileo zu investieren, verwies Verheugen auf den begrenzten Nutzen des Prestigeprojekts. "Galileo ist in gewisser Weise ein dummes System, weil es nur eines kann: Es kann navigieren helfen, sonst nichts."

Verheugen verglich Galileo nach einem EU-Ministertreffen mit anderen Weltraumprojekten, die vielseitiger seien. Dazu gehöre das System GMSS, ein Beobachtungsprojekt für Umwelt und Sicherheit. Dieses sei komplexer und auch wichtiger für die europäische Weltraumpolitik. GMSS fällt unter Verheugens Zuständigkeitsbereich, Galileo in den Bereich seines französischen Kollegen Jacques Barrot. Dieser hatte vergangene Woche vorgeschlagen, Galileo nach dem Scheitern von Verhandlungen mit der Industrie rein staatlich aufzubauen. Dies würde den Steuerzahler rund 2,4 Mrd. Euro kosten.

Galileo sei aus kommerzieller Sicht wichtig, sagte Verheugen zu dem europäischen Gegenstück zum US-System GPS. "Aber verglichen mit der technischen Komplexität anderer Raumfahrtaktivitäten ist Galileo relativ einfach. Es ist nicht komplex. Das meine ich mit dumm", sagte Verheugen. Die EU-Verkehrsminister sollen in knapp drei Wochen in Luxemburg über den Vorschlag beraten, Galileo staatlich aufzubauen.

Verheugen, der als Superkommissar für Wirtschaft angekündigt worden war, hat bereits mehrfach für Kontroversen in der Kommission gesorgt. Zum Jahreswechsel lieferte er sich einen öffentlichen Schlagabtausch mit Umweltkommissar Stavros Dimas, gegen dessen Willen er schwächere Klimaschutzauflagen für Europas Autohersteller durchsetzte.

EU-Beamtenvertreter hatten Verheugen zum Rücktritt aufgefordert, nachdem er Arroganz in der Behörde als Hindernis beim Bürokratieabbau ausgemacht hatte. Zugleich war er wegen der Beförderung einer langjährigen Mitarbeiterin zu seiner Büroleiterin in die Schlagzeilen gekommen, als Urlaubsbilder beider bekannt wurden. Sein Binnenmarktkollege Charlie McCreevy hatte ihm kurz nach Amtsantritt vorgeworfen, im Streit über die Liberalisierung von Dienstleistungen nicht aufrichtig zu sein.

Quelle: ntv.de

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