Aber Schuld hatte Hartz Volkert strich Boni ein
03.01.2007, 18:25 UhrDer frühere VW-Betriebsratschef Klaus Volkert hat den Erhalt von Sonderzahlungen aus der Unternehmenskasse eingeräumt. Eine Schuld an der Korruptionsaffäre bei Europas größtem Autobauer weist der einst mächtigste deutsche Betriebsrat in einem Zeitungsinterview aber zurück. Die Initiative für die Zahlungen sei vom damaligen Personalvorstand Peter Hartz ausgegangen, sagte Volkert der Wochenzeitung "Die Zeit". "Ich habe nichts gefordert, nirgendwo."
Hartz, der sich vom 17. Januar an vor dem Landgericht Braunschweig wegen Untreue und Begünstigung des Betriebsrats verantworten muss, habe ihn angerufen und einen Betrag vorgeschlagen, den er immer akzeptiert habe. "Soviel ich weiß, habe ich den Sonderbonus nur dreimal gekriegt, in den Jahren seit 2001", zitiert die Zeitung Volkert.
Die Staatsanwaltschaft wirft Hartz vor, er habe dem ehemaligen Betriebsratschef binnen zwölf Jahren heimlich mehr als 1,9 Mio. Euro neben dessen Gehalt gezahlt. Die Ermittler sehen darin eine Verschwendung von Konzernvermögen, da Volkert dafür keine Gegenleistung erbracht habe.
Aug' in Aug' mit Piech
In dem Interview rechtfertigt der Mitte 2005 als Betriebsratschef zurückgetretene Volkert die Zahlungen. Der damalige VW-Chef Ferdinand Piech und Hartz seien ihm wegen seines besonderen Engagements dankbar gewesen. "Ich habe Sachen übernommen, die sonst der Vorstand hätte machen müssen", sagte Volkert und fügte hinzu: "Ich hatte ja ein gewisses Gehör bei den Leuten. Ich war auf Augenhöhe mit Piech."
In Volkerts Amtszeit fällt unter anderem die Vereinbarung über die Vier-Tage-Woche, die für die Beschäftigten bei VW in Westdeutschland mit Einkommenseinbußen verbunden war. Gleichzeitig wurde dadurch der Abbau von zehntausenden Arbeitsplätzen verhindert. Außerdem wurde ein Arbeitszeitmodell vereinbart, mit dem VW den Abschied aus dem Haustarif einleitete.
Die Staatsanwaltschaft hat 36 Fälle von Anstiftung zur Untreue aufgelistet, die sie Volkert ankreidet. Er soll die Sonderboni von seinem früheren Arbeitgeber gefordert haben. Volkert saß wegen Verdunkelungsgefahr zeitweise in Untersuchungshaft, weil er versucht haben soll, den Ex-Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer zu einer Falschaussage zu drängen.
In Volkerts Äußerungen gegenüber der "Zeit" sieht die Staatsanwaltschaft keinen Anlass für eine Neubewertung ihrer Ermittlungen. "Es verwundert nicht, dass Volkert die eigene Verantwortlichkeit anders sieht als wir", sagte der Sprecher der Braunschweiger Staatsanwaltschaft, Klaus Ziehe. Die Ermittlungen gegen Volkert sollen Ende Januar abgeschlossen sein. Dann dürfte es auch zur Anklageerhebung kommen.
Quelle: ntv.de