Die Bahn-Uhr tickt Vorbereitung auf Streik
03.10.2007, 13:11 UhrDie Deutsche Bahn stellt sich mit mehr als 1000 zusätzlichen Mitarbeitern und einem eingeschränkten Fahrplan vorsorglich auf den für Freitag ausgerufenen Streik der Lokführer-Gewerkschaft GDL ein. Fahrkarten, die wegen Zugausfällen nicht genutzt werden können, sollen kostenfrei erstattet werden. Ob es tatsächlich zu Arbeitskampfmaßnahmen kommt, wird aber vermutlich erst am Donnerstagabend klar sein. Dann wird die Entscheidung des Arbeitsgerichts Chemnitz zu einem Antrag der Bahn auf einstweilige Verfügung gegen den Streik erwartet.
Die Bahn will gleichwohl am Donnerstagnachmittag einen eingeschränkten Fahrplan bekanntgeben. Ziel ist es, im Streikfall fast alle ICE und alle Auto- und Nachtzüge fahren zu lassen. Bei den Intercity-Zügen ist ein eingeschränkter Verkehr geplant, im Regional- und S-Bahnverkehr soll rund die Hälfte der Züge eine Grundversorgung bieten. Ergänzend wird die Deutsche Bahn an einigen Bahnhöfen zusätzlich Busse bereitstellen.
Aktuelle Informationen über Fahrplanänderungen im Personenverkehr gibt es im Internet auf www.bahn.de/aktuell. Nutzer eines WAP-fähigen Mobiltelefons können aktuelle Reiseinformationen über mobile.bahn.de/ris abrufen. Auch die kostenlose Hotline 08000-996633, die rund um die Uhr geschaltet ist, wird personell nochmals deutlich aufgestockt. Kunden aus dem Ausland können sich telefonisch bei der Service-Hotline 0049-1805-334444 informieren (Gebühren je nach Herkunftsland und Provider).
Umtausch von Fahrkarten
Fahrg äste, die an einem Streiktag aufgrund streikbedingter Zugausfälle oder Verspätungen ihre Reise nicht antreten konnten, haben die Möglichkeit, ihre Fahrkarte bis Ende Oktober kostenlos umzutauschen oder erstatten zu lassen. DB Zeitkarten werden anteilig erstattet, sofern Geltungsbereich und Reisetage durch Streiks betroffen sind.
Bei Zugausfall oder verpassten Anschlusszügen aufgrund von Streik können die Reisenden den nächsten, gegebenenfalls auch höherwertigeren Zug nutzen. In diesen Fällen wird bei Angeboten wie den Sparpreisen, dem Dauer-Spezial oder bei Gruppenfahrten auch die Zugbindung aufgehoben.
"Lieber Manfred, komm' zurück an den Tisch!"
Heftige Kritik an der Klage der Deutschen Bahn gegen den angekündigten Streik der Lokführer-Gewerkschaft GDL, aber auch am Verhalten der GDL selbst hat die konkurrierende Bahn-Gewerkschaft Transnet geübt. "Ich halte die Vorgehensweise der Bahn für falsch. Sie gefährdet die Tarifautonomie und zieht den Konflikt in die Länge", sagte Transnet-Vorstandsmitglied Alexander Kirchner der "Leipziger Volkszeitung". Die Bahn solle vielmehr dazu beitragen, den Konflikt "politisch" zu lösen.
Zugleich wandte er sich gegen das Verhalten von GDL-Chef Manfred Schell und rief ihn zur Rückkehr an den gemeinsamen Verhandlungstisch auf: "Lieber Manfred, komm' zurück an den Tisch und lass uns gemeinsam darüber reden, wie wir für alle Beschäftigten bei der Bahn möglichst gute Tarifbedingungen erreichen, die gerecht sind und auch von allen Gruppen so empfunden werden", wurde Kirchner zitiert. Nötig sei eine Tarifpolitik, "die im gesamten Bereich des schienengebundenen Verkehrs einheitliche Löhne garantiert". Schon jetzt reagiere die Arbeitgeberseite auf das Verhalten der GDL und wolle auch Lokführer über Zeitarbeitsfirmen einstellen, um so die Arbeitsverhältnisse aufzuweichen.
Quelle: ntv.de