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Durchbruch im Tarifzwist Weihnachten ohne Streik

Die Bahn und die Lokführergewerkschaft GDL haben bei den Tarifverhandlungen einen Durchbruch erzielt. Beide Seiten verständigten sich auf weitere Gespräche, wie Bahnchef Hartmut Mehdorn in Berlin mitteilte. Das wird die Bahnkunden freuen, denn GDL-Chef Manfred Schell versicherte: "So lange wir verhandeln, streiken wir nicht."

Die Lokführer sollen laut Mehdorn einen eigenen Tarifvertrag bekommen, der sich in das gesamte Tarifwerk der Bahn einfügt. Die Bahn habe ein Angebot für eine Lohnerhöhung gemacht. Die Detail-Gespräche darüber könnten bis Ende Januar dauern, sagte der Bahnchef. "Aber der Einstieg ist geschafft". Ziel sei, die Fragen zu Entgelt und Arbeitszeit bis Ende Januar "unter Dach und Fach zu bringen", sagte Schell nach dem Spitzentreffen.

Ein neues Tarifsystem für alle 135.000 Bahnbeschäftigten soll den Rahmen für einen noch zu schaffenden eigenständigen Tarifvertrag bilden. Auf dieses Modell hatten sich bereits Bahn und die größeren Gewerkschaften Transnet und GDBA verständigt. Unter diesem Dach soll es sechs eigenständige Tarifverträge für Tätigkeitsgruppen geben. Die GDL soll die Vereinbarungen für die Lokführer eigenständig aushandeln dürfen. Schell sprach von einem "soliden Fundament".

Bis zum 15. Dezember wollen beide Parteien festlegen, welche Aspekte in den übergeordneten Basis-Tarifvertrag aufgenommen werden und welche in einen eigenständigen Lokführer-Tarifvertrag kommen. Das gesamte Tarifwerk soll ein Jahr später fertig sein. Transnet und GDBA sollen über die speziellen Tarifverträge für alle anderen Beschäftigungsgruppen verhandeln. Zu klären ist, inwiefern eine Abstimmung zwischen den drei Gewerkschaften stattfinden soll.

Bahn und GDL vereinbarten zudem eine "Abschlagszahlung" von 800 Euro, die noch vor dem Jahreswechsel gezahlt werden soll. Die Frage von Einkommenserhöhungen soll bis Ende Januar geklärt werden. Nach Anfangs 31 Prozent hatte die GDL zuletzt Verbesserungen im zweistelligen Prozentbereich gefordert. Das jüngste Angebot des Konzerns sieht mindestens acht Prozent mehr Geld vor. Mit zwei Stunden freiwilliger Mehrarbeit sollen sich die Lokführer am Ende bis zu 13 Prozent mehr Geld erarbeiten können.

Der Liebste von allen

Mehdorn und Schell hatten ihr Treffen nach zehn Stunden Verhandlungen vom Montag auf Dienstag vertagt, um Einigungschancen auszuloten. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) wollte vor allem geklärt wissen, ob für ihre Kernforderung nach einem "eigenständigen Tarifvertrag" eine gemeinsame Definition erreichbar ist. Die Bahn hatte einen eigenständigen Vertrag nur mit Vorbedingungen angeboten. Auf die Frage, wer von den beiden Parteien nachgegeben habe, erklärte Schell, die GDL sei dort stehen geblieben, wo sie war und Herr Mehdorn sei auf sie zugekommen. "Das stimmt so zwar nicht ganz, aber hört sich gut an", schmunzelte der GDL-Chef. Bahn-Chef Mehdorn wehrte sich gegen die Darstellung der beiden als Streithähne. "Meine Frau sagt immer, dass ich der Liebste von allen bin."

Der schwerste Tarifkonflikt in der Unternehmensgeschichte der Deutschen Bahn dauert schon seit dem Frühjahr. Nach mehreren massiven Streikwellen hatten der Konzern und die GDL am Montag erstmals seit Monaten wieder Verhandlungen aufgenommen.

Quelle: ntv.de

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