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Ifo sieht globale Rezession Weltwirtschaft in Not

Die Stimmung in der Weltwirtschaft ist so schlecht wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr. Der vierteljährlich erhobene Indikator für das Weltwirtschaftsklima brach im Oktober von 73,4 Punkten im Vorquartal auf 60,0 Punkte ein, wie das Ifo Institut für Wirtschaftsforschung in München mitteilte.

Es war der fünfte Rückgang in Folge. Vor allem die Einschätzungen zur derzeitigen wirtschaftlichen Lage trübten sich kräftig ein, aber auch für die kommenden sechs Monate zeigten sich die befragten Experten deutlich skeptischer. "Insgesamt deuten die erhobenen Daten auf eine globale Rezession hin", erklärte Ifo-Chef Hans-Werner Sinn.

Vor allem die Einschätzung der gegenwärtigen Lage habe sich deutlich eingetrübt. Aber auch für die kommenden sechs Monate wird kaum noch mit einer Erholung gerechnet, hier lag der Index ebenfalls auf dem tiefsten Niveau seit über 20 Jahren. "Weltweites Problem Nummer eins ist die mangelnde Nachfrage", sagte Ifo-Experte Gernot Nerb.

Hoffnungsschimmer in den USA

Nicht nur die großen Wirtschaftsregionen Nordamerika, Westeuropa und Asien sind von der Abkühlung des Wirtschaftsklimas betroffen, auch in Mittel- und Osteuropa, Russland, Lateinamerika und Japan trübte sich die Stimmung ein. In Westeuropa verschlechterten sich die Lageeinschätzungen kräftig, besonders stark in Spanien, Italien, Belgien und Irland. Das Wirtschaftsklima liegt hier bei 51,2 Punkten und damit niedriger als in Nordamerika und Asien. Ein Hoffnungsschimmer sei allerdings in den USA auszumachen: Zwar schätzen die befragten Experten die gegenwärtige Lage schlechter ein als im Sommer. Die Erwartungen für die kommenden sechs Monate haben sich dagegen wieder verbessert. "Die USA sind hier Vorreiter", sagte Nerb.

Für eine Trendwende seien wohl Konjunkturprogramme nötig, welche die Geldpolitik unterstützten, sagte Nerb und berief sich dabei auf US-Notenbankchef Ben Bernanke. "Wenn die Wirtschaftspolitik Erfolge zeigt, müssten wir bald erkennen, dass die Erwartungen wieder steigen." Üblicherweise verbessere sich dann die Lage innerhalb von ein bis zwei Quartalen, fügte er an.

Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, steht Konjunkturprogrammen skeptisch gegenüber.
N-tv sagte er, "wir wissen ja alle, wie lange es dauert, bis die bürokratischen Hürden überwunden sind und bis dann konkrete Maßnahmen auf dem Weg sind, da wird es wahrscheinlich 2011 sein". Deshalb müssten wir über ganz Unkonventionelles in Europa nachdenken, "z.B. gemeinsam den Mehrwertsteuersatz um zwei oder drei Prozentpunkte für ein halbes oder dreiviertel Jahr zu senken".

An der jüngsten Ifo-Umfrage nahmen 1001 Experten aus 91 Ländern teil. Das Münchener Institut arbeitet für die Studie mit der Internationalen Handelskammer in Paris zusammen.

Quelle: ntv.de

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