Subprime in Deutschland WestLB-Banker bangen
20.01.2008, 16:08 UhrDie Eigentümer der angeschlagenen WestLB ringen um ein Umbauprogramm für die Düsseldorfer Landesbank. Das Sanierungsprogramm könnte einem Bericht der "Rheinischen Post" zufolge zu einem massiven Stellenabbau führen. Bis zu ein Drittel der 5900 Mitarbeiter könnten betroffen sein, davon allein 1000 Arbeitsplätze in Deutschland.
Die Eigner des Unternehmens - das Land Nordrhein-Westfalen sowie die dortigen Sparkassen- und Landschaftsverbände - trafen sich am Sonntag in Köln zu einem Krisentreffen, um über die Zukunft des Unternehmens zu beraten. An dem Treffen in der Zentrale der Kreissparkasse Köln nahmen auch Bundesbank-Präsident Axel Weber und der Chef der Finanzaufsicht BaFin, Jochen Sanio, teil. Die Teilnahme der Aufseher gilt als ungewöhnlich. Sie werden in der Regel dann gerufen, wenn sich Probleme mit der Finanzierung abzeichnen. Zuletzt hatten Weber und Sanio sich auf diese Weise in die dramatische Rettung von IKB und SachsenLB eingeschaltet.
Nach dem Bericht der "Rheinischen Post" (Montag) soll die WestLB einen erheblichen Beitrag zu ihrer Sanierung leisten und kurzfristig bis zu 2000 Stellen streichen. Je 1000 sollten im In- und Ausland abgebaut werden, schreibt die Zeitung unter Berufung auf Eigentümerkreise. Neben der geplanten Kapitalerhöhung sei diese Maßnahme aus Sicht der Eigentümer notwendig.
Die nordrheinwestfälische Landesbank benötigt Eigentümerkreisen zufolge eine Kapitalspritze von bis zu zwei Mrd. Euro. Im Mittelpunkt des Treffens stand offenbar die Frage, wer den zusätzlichen Kapitalbedarf der WestLB finanziert. Allein an Wertberichtigungen stehen derzeit 1,2 Mrd. Euro zur Debatte.
Wer für den Kapitalbedarf der WestLB aufkommen muss, ist umstritten. NRW-Landeschef Rüttgers hat sich noch nicht zur Höhe einer finanziellen Beteiligung des Landes geäußert. Der CDU-Politiker hatte zuvor betont, das Treffen am Sonntag müsse abgewartet werden. Nach den Anteilsverhältnissen kann rechnerisch bei einer Kapitalerhöhung von zwei Mrd. Euro ein Anteil von gut 700 Mio. Euro auf das Land zukommen.
Rüttgers verwies vor den Beratungen auf die gemeinsame Erklärung der WestLB-Eigentümer vom Dezember. Darin hatten das Land, die beiden Sparkassenverbände in NRW und die Landschaftsverbände sich bereiterklärt, "jederzeit eine angemessene wirtschaftliche Kapitalausstattung der WestLB zu gewährleisten".
Rettung mit der Spritze
Die ohnehin von Fehlspekulationen im Eigenhandel belastete Landesbank geriet im vergangenen Jahr in den Strudel der Kreditkrise und steht vor einem groß angelegten Umbau. Das Land will die WestLB mit der kleineren, aber profitableren Helaba in Frankfurt fusionieren. Deren Eigentümer fordern aber ein tragfähiges Geschäftsmodell als Basis. Auf dem Treffen am Sonntag sollte auch über die Umstrukturierung gesprochen werden.
Der neue WestLB-Chef Alexander Stuhlmann hatte zusätzliche Belastungen durch die Kreditkrise bereits angedeutet: Er erwägt, die bislang außerhalb der Bilanz geführten Zweckgesellschaften in die eigenen Bücher zu nehmen. Sie leiden besonders unter dem Verfall am US-Hypothekenmarkt. Der genaue Kapitalbedarf stehe aber noch nicht fest, hieß es in den Kreisen, da die Bank und die Wirtschaftsprüfer noch an ihrem Abschluss arbeiteten.
Sparkassen sträuben sich
Eine reine Barkapital-Spritze dürfte bei den Sparkassen aber auf wenig Zuspruch stoßen. Sie hatten schon bei der vergangenen Kapitalerhöhung die Hauptlast getragen und sich im Gegenzug die Mehrheit an der WestLB gesichert. Die Sparkasse Rheine, die zum westfälischen Sparkassenverband gehört, hat Klage gegen eine Zwangsbeteiligung an Kapitalmaßnahmen für die WestLB erhoben.
Eigentümerkreisen zufolge erwägen die Sparkassenverbände, sich auch mit einer Sacheinlage zu behelfen. Mögliches Objekt dafür wäre die dwpbank, an der die beiden Verbände je 20 Prozent halten - die sie vor fünf Jahren von der WestLB gekauft hatten.
Quelle: ntv.de