Rettung durch Garantien WestLB im Glück
28.08.2008, 11:51 UhrDie WestLB hat im ersten Halbjahr 2008 von den milliardenschweren Garantien ihrer Eigner profitiert, die die Folgen der Finanzkrise abmildern. Die vor einem Eigentümerwechsel stehende Bank wies dank der Bürgschaft für die Zeit zwischen Januar und Juni ein Ergebnis vor Steuern von 657 Mio. Euro aus nach einem Verlust von 36 Mio. vor Jahresfrist, wie die WestLB am Donnerstag mitteilte. Unter dem Strich verbuchte die WestLB 580 (minus 168) Mio. Euro Gewinn.
Durch die milliardenschweren Garantien, mit denen die Eigner die WestLB im Frühjahr vor dem drohenden Aus bewahrt hatten, wies das Geldhaus in den Büchern einen Gewinn von 763 Mio. Euro aus. Das zuvor tiefrote Handelsergebnis verbesserte sich damit deutlich. Zins- und Provisionsüberschuss schrumpften im Halbjahr, auch die Ergebnisse aus Finanzanlagen gingen zurück. Die Risikovorsorge für möglicherweise faule Kredite stieg um 274 Mio. Euro. Die WestLB sieht trotzdem eine Trendwende, da sich Zins- und Provisionsüberschuss im zweiten Quartal positive entwickelt hätten.
Die Verwaltungskosten sanken um 47 Mio. Euro. Die Zahl der Vollzeitstellen ging von 6147 Ende 2007 auf 5994 Ende Juni zurück. Die WestLB will ihre Kosten drücken und bekräftigte, bis 2012 mindestens 1350 Stellen streichen zu wollen, um profitabler zu werden.
Zum Jahresende will die über Jahre mit Verlusten kämpfende Bank Finanzvorstand Hans-Jürgen Niehaus zufolge "ein deutlich positives Ergebnis nach Steuern" ausweisen. Neue Belastungen durch die Finanzkrise könnten aber nicht ausgeschlossen werden.
Die Eigner der WestLB bürgen unter der Führung des Landes Nordrhein-Westfalen mit fünf Mrd. Euro für riskante Investments des Geldhauses von rund 23 Mrd. Euro. Dadurch konnten Risikoanlagen aus den Büchern genommen werden, was der Bank auf die Sprünge half.
Doch die WestLB steht weiter unter Druck. Die EU-Kommission wertet die öffentliche Garantie als Beihilfe und fordert im Gegenzug eine umfassende Restrukturierung der Bank sowie einen Wechsel der Eigentümer bis zum Jahresende. Die WestLB sei offen "für jede betriebswirtschaftlich sinnvolle Bündelung von Kräften und Kompetenzen", betonte Bankchef Heinz Hilgert.
Damokleschwert Zerschlagung
Die Eigentümer der Bank suchen derzeit unter Führung der NRW-Sparkassenverbände fieberhaft nach einer Lösung, die die Brüsseler Wettbewerbshüter akzeptieren können. Finanzkreisen zufolge steht ein Bündnis mit der Helaba und der DekaBank zur Debatte. Offiziell winken die Institute zwar ab. Erörtert werde aber eine Übertragung der zukunftsträchtigen Bereiche der WestLB in ein neues Institut - das Düsseldorfer Traditionsinstitut könnte damit sogar zerschlagen werden.
Die WestLB muss ihren Umbau rasch vorantreiben, um "gut gerüstet in die zu erwartende Veränderungsphase im Landesbankensektor" zu gehen, wie Hilgert erklärte. Die Bank setze nach den Erfahrungen der Vergangenheit auf einen "reduzierten Risikoappetit" und wolle "Risikoaktiva" abbauen, die "ohne Kundenbezug" erworben worden seien. Die Bank solle sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und setze auf eine "konsequente Kundenorientierung".
Personal- und Sachkosten sollen dem Zwischenbericht zufolge vor allem im Risikomanagement, bei den Führungsstäben und in der "IT-Anwendungslandschaft" eingespart werden.
Quelle: ntv.de