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Tanz um Wachovia Wieder Vorteil für Wells Fargo

Im Übernahmekampf um die von der Finanzkrise gebeutelte US-Bank Wachovia hat die Citigroup ihr vor Gericht erstrittenes Exklusivverhandlungsrecht wieder verloren. Ein New Yorker Berufungsgericht hob eine frühere Eilentscheidung auf, wonach die Citigroup auch über den 6. Oktober hinaus ausschließlich mit Wachovia verhandeln darf.

Rivale Wells Fargo darf damit seine Kaufpläne weiter verfolgen. "Wir sind zuversichtlich, dass wir den angekündigten Zusammenschluss mit Wachovia abschließen können", teilte Wells Fargo nach der Entscheidung mit.

Damit geht das spektakuläre Bieterrennen um die sechstgrößte US-Bank in die nächste Runde. Die Großbank hatte am Montag vergangener Woche zwar einen Vorvertrag zum Kauf des Privat- und Firmenkundengeschäfts von Wachovia über knapp 2,2 Mrd. Dollar aber keine Übernahmevereinbarung unterzeichnet.

Ein Fall für die Fed

Am Freitag landete Wells Fargo dann seinen Überraschungscoup. Das siebtgrößte US-Institut einigte sich mit Wachovia auf eine Übernahme der gesamten Bank - also auch des von Citigroup verschmähten Vermögensverwaltungs- und Kapitalmarktgeschäfts - im Volumen von 15 Mrd. Dollar per Aktientausch. Citigroup sprach daraufhin von Vertragsbruch. Am Dienstag beginnt vor einem New Yorker Gericht eine Anhörung über die Rechtsgültigkeit des Exklusivitätsrechts der Citigroup.

Kreisen zufolge schaltet sich nun auch die US-Notenbank Fed in den Übernahmekampf ein. Nach einem Bericht des "Wall Street Journals" will sie beide Kontrahenten dazu bringen, Wachovia untereinander aufzuteilen.

Schielen auf das Privatkundengeld

In dem Kampf um Wachovia geht es vor allem um das Privatkundengeschäft. Wachovia ist zwar schwer von der Krise am US-Hypothekenmarkt betroffen, besitzt aber ein großes Filialnetz auf das die Rivalen ihre Augen geworfen haben. Denn wegen der Kreditklemme im Zuge der Finanzkrise ist es für die Banken oft günstiger in das Geschäft mit Sparkonten als mit geliehenem Geld in den Anleihemarkt zu investieren. Citigroup hinkt dabei mit seinen rund 1000 Filialen Wachovia und Wells Fargo hinterher, die 3300 beziehungsweise 3400 Filialen besitzen.

Vor allem für Citi-Chef Vikram Pandit hat daher eine Wachovia-Übernahme eine besondere Bedeutung. Hat er doch eine Konzentration der Bank, die infolge der Krise Abschreibungen und Verluste über insgesamt 60 Mrd. US-Dollar hinnehmen musste, auf stabilere Geschäfte wie eben das Privatkundengeschäft zur Konzernstrategie ausgerufen. Wells Fargo hat dagegen die Klippen der Krise an den Finanzmärkten weitgehend in ruhigerem Fahrwasser umschifft und durchweg Gewinne geschrieben. Wachovia erlitt allein im zweiten Quartal einen Rekordverlust von 9,1 Mrd. US-Dollar.

Quelle: ntv.de

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