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BayernLB-Mitarbeiter solidarisch "Wir wollen Kemmer!"

Die Beschäftigten der BayernLB haben in München bei einer Protestveranstaltung dem unter Druck stehenden Vorstand den Rücken gestärkt. Vor Beginn der entscheidenden Verwaltungsratssitzung versammelten sich rund 1.500 Mitarbeiter der Bank im Innenhof, hielten Schilder hoch mit Aufschriften wie "Finger weg von unserem Vorstand" und skandierten "Wir wollen Kemmer". Zuvor war aus CSU-Führungskreisen bekanntgeworden, dass BayernLB-Chef Michael Kemmer wegen des Milliarden-Debakels der Bank vor der Ablösung steht.

Dieser trat vor die Beschäftigten und bedankte sich für die Unterstützung. "Wir wissen gar nicht, was wir sagen sollen, das ist ein unglaublicher Solidaritätsbeweis", erklärte der BayernLB-Chef unter Applaus und Jubel der Beschäftigten. "Die Bank ist in einer schwierigen Situation, das wissen Sie, aber mit einem Team, das so motiviert und begeisterungsfähig ist, mit diesem Team wird es die Bank schaffen."

Heftiger Streit

Unterdessen ist zwischen den beiden Eigentümern der Bayerischen Landesbank nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" ein heftiger Streit um die künftige Führung des Finanzinstituts entbrannt. Während die bayerische Landesregierung auf eine Ablösung des Vorstands um Bankchef Michael Kemmer hinarbeitete, versuchte der Sparkassenverband, Kemmer und den Vorstand zu halten.

Ein führender Sparkassenfunktionär bezeichnete gegenüber der "SZ"die Attacke des designierten bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) auf den Bankvorstand als "populistisch". Man könne in der derzeitig schwierigen Lagen nicht den Vorstand auswechseln. "Das öffentliche Polit-Getöse muss aufhören, es geht um das Vermögen der Bank", sagte er. Nach Angaben der Zeitung bezeichneten einflussreiche Sparkassenfunktionäre, unter ihnen auch CSU-Politiker, das Vorgehen der Landesregierung als Irrsinn. Man müsse verhindern, dass die Bank führungslos werde.

Bayerns Sparkassenpräsident Siegfried Naser widersprach dem Vorwurf aus den Reihen von CSU und FDP, er und Kemmer hätten das wahre Ausmaß der Krise bei der Landesbank nicht frühzeitig offengelegt. "Kemmer und ich haben auf Punkt und Komma die Wahrheit gesagt", erklärte Naser der "SZ". "Ich selbst und alle Sparkassendirektoren in Bayern halten Kemmer für einen fachlich und persönlich hervorragenden Vorstandschef, dem wir in schwierigen Zeiten viel zu verdanken haben", sagte Naser über den Bankchef. Naser war in den Verwicklungen um die BayernLB selber unter Druck geraten.

Entscheidende Vertrauensfrage

CSU und FDP hatten ihre Koalitionsverhandlungen wegen der Krise der BayernLB verschoben. In den vergangenen Tagen hatten sie Kemmer massive Vorwürfe gemacht, dass er bei einer Krisensitzung am Samstag keine konkreten Informationen vorgelegt habe. Der designierte bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer hatte deshalb am Vortag der amtierenden Regierung nahegelegt, Gespräche mit den Verantwortlichen der Landesbank über ihre persönliche Verantwortung zu führen. Daraufhin hatte der gesamte Vorstand der BayernLB am Donnerstag die Vertrauensfrage gestellt und Gespräche über seine weitere Arbeit angeboten.

Das uneingeschränkte Vertrauen des Verwaltungsrats und der Anteilseigner der BayernLB sei unabdingbare Voraussetzung für ihre weitere Arbeit, schrieben Vorstandschef Michael Kemmer und die weiteren fünf Vorstandsmitglieder in einem Brief an den scheidenden bayerischen Finanzminister Erwin Huber (CSU) als Vorsitzendem des Kontrollgremiums. "Sollte dieses Vertrauen nicht mehr gegeben sein, steht der Vorstand selbstverständlich für Gespräche über die sich daraus ergebenden Folgerungen zur Verfügung", hieß es in dem Schreiben

Nach einem Bericht des Bayerischen Rundfunks wird bei der Sitzung der Rücktritt Kemmers erwartet. Dies hätten mehrere Mitglieder der CSU-Landtagsfraktion dem Sender gesagt. "Es kann nicht sein, dass Erwin Huber die alleinige Verantwortung übernimmt", hieß es.

Huber nimmt nicht die ganze Schuld


Huber selbst hatte bereits am Dienstag als Konsequenz aus dem Debakel bei der BayernLB seinen Rückzug angekündigt. Der scheidende Finanzminister verwahrt sich jedoch gegen Vorwürfe, vor der Landtagswahl Zahlen zu den Milliarden-Belastungen der BayernLB absichtlich vertuscht zu haben. "Ich weise diesen Vorwurf als falsch zurück", sagte Huber in einer Landtagsdebatte über die Milliarden-Krise der Landesbank. Ihm seien zwar deren Wochenberichte zugegangen. Darin seien seit Ende August meist nur zweistellige Millionen-Belastungen aufgeführt gewesen. Erst am 9. Oktober sei von 3,65 Mrd. Euro die Rede gewesen, am 21. Oktober dann von 6,4 Mrd. "Innerhalb von 12 Tagen haben sich die Zahlen, die uns der Vorstand vorgelegt hat, um 2,8 Mrd. Euro erhöht." Huber nannte es "unredlich", die ganze Schuld "auf einem Landesfinanzminister" abzuladen. Vielmehr habe der Bankvorstand die "erste Verantwortung".

Die BayernLB hat zuvor einen Kapitalbedarf von 6,4 Mrd. Euro eingeräumt und muss als erste Bank auf das Rettungspaket der Bundesregierung zurückgreifen. Insgesamt 5,4 Mrd. Euro sollen aus dem staatlichen Rettungstop genommen werden. Die BayernLB ist die zweitgrößte Landesbank in Deutschland und gehört jeweils zur Hälfte der bayerischen Staatsregierung und den Sparkassen.

Quelle: ntv.de

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