Beifall an der Börse Wirecard steckt neue Ziele
20.08.2008, 13:53 UhrDer Zahlungsverkehrsabwickler Wirecard hat sein Gewinnziel für dieses Jahr angehoben und damit an der Börse gepunktet. Der Vorstand des Konzerns aus Grasbrunn bei München rechnet nun mit einem Anstieg des operativen Gewinns (Ebit) um 45 bis 60 Prozent, teilte Wirecard mit. Bislang waren mehr als 45 Prozent in Aussicht gestellt worden. Wirecard-Aktien, die zuletzt nach Vorwürfen der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) um eine irreführende und falsche Bilanzierung deutlich an Wert verloren, legten zeitweise fast zehn Prozent zu. Sie waren damit größter Gewinner im Technologie-Index TecDax.
Analyst Thorsten Reigber von der DZ Bank sprach von einem positiven Ausblick. Das höhere Ziel sei eine Überraschung. Die Affäre um Wirecard hätte auch Spuren im operativen Geschäft hinterlassen können, schrieb er in einer Kurzstudie. Zudem sei der Quartalsbericht wesentlich transparenter.
Schlammschlacht mit der SdK
Aus den SdK-Vorwürfen, die Wirecard zurückweist, entwickelte sich eine Schlammschlacht, die in mehreren Anzeigen gipfelte. Wirecard geht wegen Insiderhandels und Kursmanipulation gegen sechs Personen vor, darunter aktuelle und frühere Vorstände der SdK. Die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young sollen zudem die Bilanz für das Jahr 2007 noch einmal unter die Lupe nehmen, um Zweifel auszuräumen. Die kleine Prüfungsfirma RP Richter, die den Abschluss testierte, hatte keine Einwände angemeldet.
Die SdK prüft ihrerseits juristische Schritte gegen das Unternehmen. Der Vize der Aktionärsvereinigung, Markus Straub, war nach umstrittenen Geschäften mit Wirecard-Wertpapieren allerdings zurückgetreten. Er hatte eingeräumt, Wertpapiere gekauft zu haben, mit denen er von fallenden Wirecard-Kursen profitiert, zugleich griff er das Management öffentlich wegen der Bilanzierungspraxis an.
Imposanter Umsatzsprung
Im zweiten Quartal erzielte Wirecard einen Umsatzsprung von 59 Prozent auf 47,4 Mio. Euro. Das operative Ergebnis stieg um zwei Drittel auf 12,2 Millionen Euro. Vorstandschef Markus Braun sagte, Wirecard mit seinen knapp 10.000 Kunden in Europa, Asien und dem Nahen Osten werde auch bei einer sich abkühlenden Konjunktur von der Verlagerung des Konsums in das Internet profitieren. Das Unternehmen wickelt unter anderem Zahlungen für Konsumgüter, Sportwetten und Reisen ab.
Quelle: ntv.de