Nur 0,3 Prozent Wachstum Wirtschaft macht schlapp
09.01.2008, 15:18 UhrIm November fuhr die Industrie ihre Produktion überraschend herunter, während der Einzelhandel kräftige Umsatzeinbußen beklagte. Auch die Geschäfte der Exporteure liefen nicht mehr so gut. Damit dürfte sich das Wirtschaftswachstum im vierten Quartal merklich verlangsamt haben, sagen Experten voraus.
Die Schwäche der Industrie kam besonders überraschend, weil sich die Auftragsbücher zuletzt gefüllt hatten. Die Unternehmen stellten 0,9 Prozent weniger her als im Oktober. Möglicherweise habe der Streik der Lokführer im Güterverkehr zu Produktionsausfällen geführt, hieß es. Auch die Baubranche und die Energiewirtschaft fuhren die Produktion herunter.
Einzelhändler leiden unter Mehrwertsteuer und Teuerung
Die Preissprünge bei Lebensmitteln und Energie rissen den Einzelhändlern zu Beginn des Weihnachtsgeschäfts unerwartet Löcher in die Kassen. Sie verkauften ein Prozent weniger als im Vorjahresmonat und 0,6 Prozent weniger als im Oktober, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Preisbereinigt fiel das Minus noch größer aus. "Es gab einen viel zu ruhigen und verschlafenen Start in das Weihnachtsgeschäft", sagte der Sprecher des Branchenverbandes HDE, Hubertus Pellengahr. Auch im Gesamtjahr schrumpfte der Umsatz um bis zu ein Prozent, wie die Statistiker schätzten. Der HDE machte dafür vor allem die höhere Mehrwertsteuer verantwortlich. Sie habe den Deutschen die Kauflaune verdorben.
Auch die Exporte verloren erheblich an Schwung. Im November setzten die Unternehmen Waren im Wert von 87,8 Milliarden Euro im Ausland ab - 3,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Dagegen legten die Ausfuhren in den ersten elf Monaten im Schnitt mit 9,3 Prozent fast drei Mal so stark zu. Während der Handel mit den EU-Ländern weiter boomte, brach er mit den übrigen Staaten um 6,6 Prozent ein. Der Branchenverband BGA nannte als Grund den starken Euro und die schwächere Konjunktur in den USA. Das Statistikamt wies auf den hohen Vergleichswert hin: Im November 2006 hatten die Ausfuhren in Drittländer um gut 36 Prozent zugelegt und den Exporteuren einen Rekordumsatz beschert.
2,5 Prozent Wachstum für 2007, aber nur 0,3 im letzten Quartal
Experten rechnen nach dem schwachen November mit einem geringen Wachstum im Schlussquartal. DekaBank und Commerzbank erwarten nur noch 0,3 Prozent. Im Sommer hatte es noch ein Plus von 0,7 Prozent im Vergleich zum Vorquartal gegeben. Für 2007 insgesamt prognostizieren die meisten Ökonomen rund 2,5 Prozent. Für dieses Jahr sagen sie knapp zwei Prozent voraus. Dafür soll vor allem der private Konsum sorgen. Die Einzelhändler peilen ein Plus von zwei Prozent an. "Die Rahmenbedingungen sind gut", sagte Pellengahr. "Die Beschäftigung steigt, die Einkommen erhöhen sich für alle spürbar und es gibt keine weitere Steuerbelastung." Die Exporteure rechnen dagegen nur noch mit einem Plus von fünf bis sechs Prozent, nach geschätzten 9,5 Prozent im abgelaufenen Jahr.
Quelle: ntv.de