Kaufhauskette pleite Woolworth gibt auf
14.04.2009, 17:07 UhrDie deutsche Billigkaufhaus- Kette Woolworth ist pleite. Das Unternehmen, das dem britischen Finanzinvestor Argyll Partners gehört, hat über die Ostertage Insolvenzantrag beim Amtsgericht Frankfurt gestellt. Woolworth drohe wegen des schlechten Weihnachtsgeschäfts, eines starken Umsatzrückgangs und fehlender Liquidität die Zahlungsunfähigkeit, sagte der Frankfurter Rechtsanwalt Ottmar Hermann, der zum vorläufigen Insolvenzverwalter ernannt wurde. Betroffen sind 9.000 Mitarbeiter in Deutschland, davon 6.000 Teilzeit- oder geringfügig Beschäftigte. Die gut 300 Kaufhäuser sollen nach Hermanns Vorstellungen geöffnet bleiben.
"Wir möchten in dieser außerordentlich schwierigen Situation alles versuchen, Arbeitsplätze zu sichern und möglichst viele Standorte zu erhalten", sagte der Insolvenzverwalter. Woolworth betreibt in Deutschland und Österreich 323 Filialen, davon rund 20 in der Alpenrepublik, und hat etwa 11.000 Mitarbeiter. Für das Geschäftsjahr 2007/08 (bis Ende Oktober) war ein Umsatz von rund 900 Mio. Euro angepeilt worden. Genaue Zahlen liegen nicht vor. Die Österreich-Tochter ist von der Insolvenz zunächst nicht betroffen.
Noch im November hatte sich Woolworth auf Wachstumskurs gesehen. Doch der erst Anfang März zum Vorstandschef berufene ehemalige Lidl-Manager Stefan Rohrer warf nach wenigen Wochen wieder das Handtuch.
Einzelhandel in der Krise
Die Rezession hat die Probleme vieler Einzelhandelsketten in Deutschland verschärft. Sie erschwert die Aufnahme von Krediten. Vor allem Warenhäuser sind für Experten ein Auslaufmodell, die Kunden gehen lieber zu Discountern oder Fachhändlern.
Woolworth ist die bisher letzte Insolvenz in einer langen Reihe von Pleiten im deutschen Einzelhandel. Die bis vor vier Jahren zu Arcandor gehörenden Ketten Wehmeyer, SinnLeffers und Hertie haben Insolvenzanträge gestellt. Bei Hertie soll noch im April die Entscheidung über die Zukunft der 54 verbliebenen Kaufhäuser fallen. Karstadt-Eigentümer Arcandor will möglicherweise staatliche Fördertöpfe anzapfen, nachdem Karstadt im vergangenen Jahr hohe Verluste erwirtschaftet hatte.
Argyll hatte die deutsche Woolworth vor eineinhalb Jahren von dem Finanzinvestor Electra Private Equity übernommen und begonnen, das Unternehmen zu sanieren. Tausend Stellen waren abgebaut und das Sortiment von 50.000 Artikeln von Schreibwaren über Haushaltsartikel bis zu Süßigkeiten gekürzt worden. Die Gebäude von 110 Filialen gingen an den US-Investor Cerberus, und auch der Rest ist gemietet. Doch die hohen Unterhaltskosten nagen an den mageren Renditen der Branche.
Erfinder der Wühltische
Die frühere US-Muttergesellschaft hatte in Bremen 1927 ihre erste Filiale in Deutschland eröffnet. In den USA gibt es seit 1997 keine Woolworth-Filialen mehr. Das deutsche Geschäft wurde 1998 an Electra verkauft. Die britische Schwester schloss Anfang des Jahres die Pforten der letzten von einst mehr als 800 Läden. 27.000 Mitarbeiter verloren dort in der Insolvenz den Arbeitsplatz.
Die Geschichte des Kaufhaus-Pioniers Woolworth reicht zurück bis ins Jahr 1879: Der Unternehmer Frank Woolworth hatte mit der Idee Erfolg, unterschiedlichste Waren auf einem Verkaufstisch zu präsentieren und zum Einheitspreis von fünf Cent zu verkaufen. Bis dahin wurde die Ware unter den Ladentischen oder in Regalen hinter den Tischen aufgebaut.
Quelle: ntv.de