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Gegenwind nimmt zu Yen droht Abwertung

Dem Yen droht nach Einschätzung von Analysten eine weitere deutliche Abwertung. Währungsexperte Kenneth Broux von Lloyds TSB sieht dies als Folge des Abrutschens Japans in eine tiefe Rezession, während gleichzeitig für die USA erste Hoffnungszeichen zu erkennen seien. Damit dürfte sich der Gegenwind für die japanische Währung, die zunächst als Krisengewinner unter den großen Währungen galt, insbesondere gegenüber dem Dollar verschärfen. Zwischen Juli 2008 und Januar dieses Jahres hatte der Yen gegenüber dem Euro und dem Dollar jeweils rund ein Drittel an Wert gewonnen.

Der jüngsten Konjunkturumfrage der japanischen Notenbank (Tankan) zufolge ist die Stimmung der Unternehmen so schlecht wie nie zuvor. "Da alle Frühindikatoren auf eine tiefe Rezession hindeuten, dürfte der Yen auch von dieser Seite unter Druck kommen", prognostiziert Commerzbank-Analyst Lutz Karpowitz. Volkswirten zufolge dürfte Japan - ähnlich wie Deutschland - wegen seiner starken Exportabhängigkeit stärker als andere Industriestaaten von der weltweiten Wirtschaftskrise betroffen sein. Der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht die japanische Volkswirtschaft in diesem Jahr um 5,8 Prozent schrumpfen. Für die USA und die Eurozone lauten die Vorhersagen auf Minus 2,6 beziehungsweise Minus 3,2 Prozent.

Weitere Talfahrt erwartet

Seit Mitte Januar hat der Yen gegenüber dem Dollar bereits fast 14 Prozent an Wert verloren, zahlreiche Analysten erwarten eine Fortsetzung dieses Trends. Die größten Pessimisten sehen den Dollar auf Sicht von zwölf Monaten bei 115 Yen, im Schnitt erwarten die Experten einen Wert von 103 Yen. Vor einem Monat lautete die Prognose noch auf 100 Yen. Den Euro sehen die die Experten bei 133 (129) Yen. Am Freitag wurden für einen Dollar 99,90 Yen und für einen Euro 134,31 Yen gezahlt.

Mit einer weiteren Abwertung des Yen gewönne Japan zwar an Konkurrenzfähigkeit, doch dürfte dies dem Land zunächst wenig nutzen. "Eine Abwertung verhilft den Japanern nicht zu einem Befreiungsschlag, wenn der Welthandel gleichzeitig kollabiert", gibt Volkswirt Rainer Sartoris von HSBC Trinkaus zu bedenken.

Risiko zu groß

Vor wenigen Monaten galt der Yen noch als Gewinner der Finanzkrise. "Der Yen profitierte von der Auflösung von Carry Trades und von Repatriierungen japanischer Anleger", erklärte Helaba-Devisenstratege Christian Apelt. Bei solchen Carry Trades liehen sich Anleger zu niedrigen Zinsen Yen und tauschten sie in damals hochverzinste Währungen wie den Dollar oder den australischen Dollar um. Das versprach hohe Renditen - bei allerdings höherem Risiko wegen möglicher Wechselkursänderungen.

In Folge der Finanzkrise wurde vielen Anlegern das Risiko zu groß. Sie beendeten die Geschäfte und tauschten ihr Geld in Yen zurück, um die Kredite tilgen zu können. Experten sind sich einig, dass die Yen-Carry-Trades inzwischen weitgehend abgewickelt sind. Selbst wenn Investoren wieder risikofreudiger werden sollten und Carry Trades eingehen, sehen Analysten den Yen aufgrund der Zinssenkungen in anderen Währungsräumen nicht mehr automatisch als sogenannte Funding-Währung zur Verschuldung.

Quelle: ntv.de

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