Banker-Karriere in Russland Zentralbank will mitreden
06.02.2007, 16:27 UhrDie russische Zentralbank plant nach Medienberichten, ihr Mitspracherecht bei der Besetzung von Führungspositionen in Banken deutlich auszuweiten. Ein Gesetzesprojekt sehe vor, dass die Bankenaufsicht in Zukunft neben Bankvorständen auch neue leitende Angestellte und wichtige Anteilseigner bestätigen müsse, berichtete die Moskauer Tageszeitung "Kommersant" am Dienstag. Russische Banker fürchteten, die Zentralbank erhalte so "uneingeschränkten Zugriff" auf den Bankensektor.
Durch das Gesetzesvorhaben will die Bankenaufsicht effizienter gegen schwarze Schafe unter den etwa 1150 russischen Banken vorgehen. Ziel sei es, die professionelle Eignung von Führungskräften besser kontrollieren zu können, zitierte "Kommersant" eine Stellungnahme des russischen Finanzministeriums. Experten kritisierten, das geplante Gesetz schaffe der Zentralbank eine Grundlage zum Lizenzentzug, da sie auch rückwirkend Bankmanager überprüfen könne.
Die russische Zentralbank hat in den vergangenen Jahren den Reformdruck auf den Bankensektor des Landes stark erhöht. Vor allem der im Vorjahr ermordete Zentralbank-Vize und oberste Bankenaufseher, Andrej Koslow, galt als Kämpfer für mehr Transparenz der russischen Banken. In den vergangenen drei Jahren sank die Zahl der Banken durch Lizenzentzug und Zusammenschlüsse um etwa 150.
Koslow war im September 2006 von Auftragskillern im Moskau ermordet worden. Nach der Festnahme der mutmaßlichen Mörder und Kontaktmänner verhaftete die russische Staatsanwaltschaft Mitte Januar den Bankier Alexej Frenkel als mutmaßlichen Auftraggeber. Frenkel habe sich nach Darstellung der russischen Justiz an Koslow wegen des Entzugs seiner Banklizenz rächen wollen. Der Bankier wies die Vorwürfe zurück. In mehreren Briefen aus dem Gefängnis warf er den Zentralbankern in den vergangenen Wochen vor, selbst Geld in Banken gewaschen zu haben, denen sie die Lizenz entziehen wollten.
Quelle: ntv.de