Was passiert mit Chrysler? Zetsche redet noch
04.04.2007, 15:23 UhrDer Autokonzern DaimlerChrysler treibt den Ausstieg bei der kriselnden US-Tochter Chrysler voran. Vorstandschef Dieter Zetsche bestätigte am Mittwoch auf der Hauptversammlung des Unternehmens in Berlin erstmals offiziell, "dass wir mit einigen der potenziellen Partner, die klares Interesse bekundet haben, Gespräche führen". Nähere Angaben machte er zunächst nicht.
Offen blieb, ob der Konzern über einen kompletten Verkauf von Chrysler verhandelt oder sich möglicherweise nur von einem Teil trennen will. Das Management halte sich nach wie vor alle Optionen offen, um den "größtmöglichen Handlungsspielraum" zu haben, sagte Zetsche.
Die Stuttgarter drängen Medienberichten zufolge nach einem Milliardenverlust bei der US-Tochter im vergangenen Jahr auf einen schnellen Verkauf von Chrysler. Mitte Februar hatte Zetsche auf der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens in Detroit angekündigt, zusätzlich zu einem neuen Sparprogramm alle Optionen für Chrysler prüfen zu wollen. Als Interessenten für Chrysler gelten der kanadische Zulieferer Magna sowie die Finanzinvestoren Cerberus und Blackstone. Als möglicher Verkaufspreis werden bis zu neun Milliarden Dollar genannt.
Sparprogramm wird durchgezogen
Grundbedingung bei allen möglichen Optionen sei die Umsetzung des im Februar bekannt gegebenen Sanierungsplans bei Chrysler, sagte Zetsche. Das Sparprogramm, das unter anderem den Abbau von 13.000 Arbeitsplätzen bis 2009 vorsieht, soll Chrysler wieder profitabel machen. Darüber hinaus gelte es die Finanzkraft des gesamten Konzerns zu stärken, für eine klare strategische Ausrichtung zu sorgen und die beste Lösung für die Mitarbeiter zu finden. "Mit dem Prozess bin ich bislang zufrieden. Alles läuft nach Plan."
Die Absatzzahlen der US-Tochter sanken im März allerdings erneut. Während Mercedes-Benz auf dem US-Markt leicht zulegte, verkaufte Chrysler weniger Autos. Insgesamt verzeichnete der Konzern dadurch auf dem weltweit größten Automarkt einen Rückgang von vier Prozent auf 228.047 Fahrzeuge. Die Verkäufe von Chrysler sanken um fünf Prozent auf 206.435 Autos, Mercedes-Benz legte dagegen um einen Prozent auf 21.612 Neuwagen zu. Besonders stark fiel der Zuwachs bei Geländewagen aus, von denen ein Drittel mehr verkauft wurden.
Smart soll in die schwarzen Zahlen
Zetsche bestätigte frühere Zielvorgaben des Konzerns. So soll die Mercedes Car Group (Mercedes, Smart, Maybach) in diesem Jahr eine Umsatzrendite von mindestens sieben Prozent erwirtschaften. Gleiches gilt im Schnitt für die Lastwagensparte, hier allerdings sind zyklische Schwankungen eingeplant. In diesem Jahr sei vor allem in den USA und Japan mit einem deutlichen Rückgang des Marktes zu rechnen. Der defizitäre Kleinwagenbauer Smart soll operativ in die schwarzen Zahlen fahren.
In den kommenden drei Jahren werde die Ertragskraft des Unternehmens deutlich steigen, kündigte Zetsche an. "Mittelfristig wollen wir erreichen, dass sich das bei uns eingesetzte Kapital mit mindestens 10 Prozent nach Steuern verzinst." Einen detaillierteren Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr will Zetsche bei Bekanntgabe der Zahlen für das erste Quartal am 15. Mai geben.
Die Hauptversammlung war der letzte Auftritt von Hilmar Kopper an der Spitze des Aufsichtsrates. Für den 72-Jährigen sollte nach 17 Jahren Amtszeit als Chefkontrolleur der derzeitige EADS-Co-Verwaltungsratschef Manfred Bischoff nachrücken.
Quelle: ntv.de