Startup-Jahr 2025 "Werden dieses Jahr zwei bis drei große KI-Skandale sehen"
11.02.2025, 15:00 Uhr
Rüstungs-Startups boomen, für Klima-Startups sieht es dagegen nicht so rosig aus, prognostiziert Capital-Tech-Redakteurin Hannah Schwär.
(Foto: Amelie Niederbuchner)
2024 war ein Auf und Ab für die Gründerszene. Es wurde so viel gegründet wie lange nicht mehr, die Zahl der Finanzierungen ist gestiegen und gleichzeitig mussten so viele Startups Insolvenz anmelden wie noch nie zuvor. Was bringt 2025? Wird es das Jahr der Roboter? Sollte man als Gründer auf Defense-Tech setzen? Interessiert sich überhaupt noch jemand für Climate-Tech und wie politisch ist eigentlich die deutsche Gründerszene? Im Podcast "Startup - Jetzt ganz ehrlich" teilen Hannah Schwär, Tech-Redakteurin bei Capital, und ntv-Journalistin Janna Linke ihre Prognosen für dieses Jahr.
ntv.de: Das Jahr begann mit einer Erschütterung an den Börsen. Dafür hat das chinesische KI-Startup Deepseek gesorgt. Sehen wir 2025 einen Kampf der KIs?
Hannah Schwär: Der Schock hat gezeigt, dass China eigene Innovationen auf den Markt bringen kann - obwohl es keinen Zugriff auf einige der besten KI-Chips hat, die derzeit auf dem Markt sind. Die USA werden trotzdem weiterhin ihre Marktführerschaft behaupten. Sie haben immer noch die besten KI-Chips und die besten Forscher. Günstig bedeutet im Fall von Deepseek nicht unbedingt gut. Thema Zensur: Möchte man wirklich eine KI haben, die nur die halbe Wahrheit erzählt? Das sind alles Themen, bei denen die USA definitiv einen Vorsprung behalten werden, aber das Rennen ist jetzt wieder offen. Es erinnert mich ein wenig an das Rennen zum Mond.
Wie gerechtfertigt ist der Hype um KI?
Das Beispiel Deepseek zeigt, wie aufgeblasen der Markt im Moment ist, wie viel Hype dahintersteckt, auch hinter einigen Aktienwerten. Ich erwarte, dass wir dieses Jahr zwei bis drei große KI-Skandale sehen werden, weil der Markt sich in den letzten Monaten so aufgebläht hat. Einige haben Geld bekommen, bei denen man im Nachhinein sagt: Hat das wirklich so einen großen Nutzen oder haben die vielleicht mit ihrer Technologie übertrieben?
Die größte Finanzierungsrunde ging 2024 mit 450 Millionen Euro an das Rüstungs-Startup Helsing. Ist Defense-Tech die erfolgversprechendste Branche 2025?
Wirtschaftlich gesehen ist das eine Branche, die in den nächsten Jahren sehr viel Aufwind erfahren wird. Es ist eine lukrative Branche für Startup-Gründer. Es ist aber auch eine beinharte Branche, weil der Staat dein Kunde ist. Dadurch bist du politischen Entwicklungen ausgeliefert: Wie viel wird in Verteidigung investiert, wie viel nicht? Du hängst direkt am Tropf des Wehretats und musst sehr viele Auflagen erfüllen.
Interessiert sich überhaupt noch jemand für Startups, die sich fürs Klima einsetzen? Die Finanzierungen in diesem Bereich sind 2024 erheblich zurückgegangen.
Das liegt vor allem daran, dass wir gerade ein extrem großes Rollback in der Politik sehen, was Nachhaltigkeitspolitik angeht. In den USA sagt Donald Trump: Drill, Baby, Drill. Also zurück zum Öl. Und das strahlt bis nach Europa. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat schon angedeutet, dass sie eine Art Abkehr vom europäischen Green Deal im Kopf hat. Sprich, die Regulierung abzubauen, die dafür sorgen sollte, dass Europa bis 2050 klimaneutral wird. Das ist eine schlechte Nachricht für Clean-Tech-Startups, weil sie von dieser Regulierung extrem profitiert haben. Der Green Deal hat in den letzten Jahren zu einem Clean-Tech-Boom geführt. Eine Abkehr davon sorgt dafür, dass das Geschäftsmodell vieler Startups futsch ist.
Mit Hannah Schwär sprach Janna Linke. Das Gespräch wurde zur besseren Verständlichkeit gekürzt und geglättet. Vollständig können Sie es im ntv-Podcast "Startup - jetzt ganz ehrlich" anhören.
Was verbirgt sich hinter der schillernden Fassade der Startup-Szene? Janna Linke weiß es. Im Podcast "Startup - Jetzt ganz ehrlich" wirft sie jede Woche einen Blick hinter die Kulissen der Gründerszene und spricht über Themen, die gerade Schlagzeilen machen. Sie ordnet ein, hakt nach. Persönlich, ehrlich und mit einem echten Mehrwert. Dafür spricht sie mit Persönlichkeiten der Szene, Expertinnen und Experten und gibt euch den absoluten Rundumblick. Gemeinsam taucht ihr tief ein in die Startup-Welt.
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Quelle: ntv.de, cam