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Meilenstein der MenschwerdungÄltester Beleg für Erzeugung von Feuer entdeckt

10.12.2025, 19:29 Uhr
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Ausgrabung 400.000 Jahre alter Teichsedimente in Barnham, Suffolk. (Foto: Jordan Mansfield, Pathways to Ancient Britain Project/dpa)

Feuer hat einen unschätzbaren Einfluss auf die menschliche Evolution - es bot Licht, Wärme und Schutz vor Raubtieren. Zudem wurden viele Nahrungsmittel besser genießbar. Forschende finden nun die mit Abstand ältesten Belege für die Erzeugung von Feuer durch Menschen.

Die bewusste Erzeugung von Feuer gilt als Meilenstein in der Geschichte der Menschheit. Denn die Flammen boten nicht nur Schutz, Wärme und Licht, sondern ihre Nutzung erschloss Menschen ein wesentlich größeres Nahrungsspektrum - durch das Kochen von Wurzeln, Knollen oder Fleisch. Erst dies, so glauben viele Fachleute, habe das Zusammenleben in großen Gruppen und die Entwicklung eines größeren Gehirns überhaupt ermöglicht.

Mit natürlichen Feuern etwa als Folge von Blitzschlägen hatten Menschen wohl schon vor Jahrmillionen Erfahrung. Unklar ist allerdings, ab wann sie selbst dazu in der Lage waren, jederzeit und überall Feuer zu entzünden. Dafür will ein britisches Forschungsteam nun den mit Abstand frühesten Hinweis entdeckt haben - auf einem Feld in der südostenglischen Grafschaft Suffolk nahe dem Ort Barnham.

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Grafische Darstellung eines Feuers in Barnham vor etwa 400.000 Jahren. (Foto: Craig Williams, The Trustees of the British Museum/dpa)

Die dort gefundenen Belege seien etwa 400.000 Jahre alt, schreibt die Gruppe um Rob Davis und Nick Ashton vom Londoner British Museum im Fachjournal "Nature". Das sei etwa 350.000 Jahre früher als die bisher ältesten eindeutigen Hinweise aus Frankreich, die 2018 im Fachblatt "Scientific Reports" vorgestellt wurden.

Frühe Neandertaler kannten Feuerstein und Pyrit

Die nun präsentierten Funde bestehen aus einer erhitzten Lehmschicht, mehreren Faustkeilen aus Feuerstein, die Spuren von Hitzeeinwirkung zeigen, und vor allem zwei kleinen - nur zentimetergroßen - Stückchen Eisenpyrit. Pyrit und Feuerstein wurden einst dazu genutzt, Funken zu erzeugen und so Flammen zu entzünden. Hinzu kommt: Pyrit kommt in der Fundregion kaum vor. Daher glaubt das Team, dass die damals hier lebenden frühen Neandertaler das Mineral eigens herbrachten - und zwar in Kenntnis seiner äußerst nützlichen Eigenschaften.

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Entdeckung des ersten Fragments von Eisenpyrit im Jahr 2017 in Barnham, Suffolk. (Foto: Jordan Mansfield, Pathways to Ancient Britain Project/dpa)

Gezielte Experimente deuten darauf hin, dass die gefundene Lehmschicht wiederholt erhitzt wurde, bei Temperaturen von mindestens 750 Grad Celsius. Möglicherweise hätten Menschen hier eine Feuer- oder Kochstelle angelegt und mehrfach genutzt, folgert die Gruppe. "Es ist unglaublich, dass einige der frühesten Neandertaler-Gruppen um die Eigenschaften von Feuerstein, Pyrit und Zunder schon so früh wussten", wird Studienleiter Ashton in einer Mitteilung seines Museums zitiert.

"Wendepunkt in Geschichte der Menschheit"

Und Erstautor Davis ergänzt: "Die Fähigkeit, Feuer zu entzünden und zu kontrollieren, ist einer der wichtigsten Wendepunkte in der Geschichte der Menschheit, mit praktischen und sozialen Vorteilen, die die menschliche Evolution veränderten."

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Faustkeil mit Hitze-Malen, gefunden neben einem 400.000 Jahre alten Lagerfeuer in Barnham. (Foto: Jordan Mansfield, Pathways to Ancient Britain Project/dpa)

Das Team verweist darauf, dass ab der Zeit vor grob 250.000 Jahren vermehrt mutmaßliche Speerspitzen aus Stein in Afrika und Eurasien auftauchen. Möglicherweise habe man damals schon zum Festkleben der Spitzen an hölzernen Schäften Birkenpech verwendet, heißt es. Dieser Klebstoff wird durch Erhitzen von Birkenrinde gewonnen, und Neandertaler nutzten diese Praxis nachweislich.

Dies alles deute darauf hin, dass es vor 500.000 bis vor 300.000 Jahren einen Wandel im menschlichen Verhalten gegeben habe, schreibt das Forschungsteam. Dieser habe wohl nicht nur Neandertaler betroffen, sondern vermutlich in ähnlicher Weise auch ihre nächsten Verwandten: die Denisova-Menschen im östlichen Eurasien und den Homo sapiens, der vor rund 300.000 Jahren in Afrika entstand und der erst vor grob 50.000 Jahren nach Europa gelangte.

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Ausgrabung der alten Feuerstelle. Das rötliche Sediment zwischen B und B' ist erhitzter Ton. (Foto: Jordan Mansfield, Pathways to Ancient Britain Project/dpa)

In einem "Nature"-Kommentar schreibt Ségolène Vandevelde von der University of Quebec, es sei generell sehr schwierig, den Nachweis für eine absichtliche Erzeugung von Feuer zu erbringen. Das sei dem Forschungsteam überzeugend gelungen. "Insgesamt deuten die von Davis und Kollegen vorgelegten Daten stark darauf hin, dass Hominine schon vor 400.000 Jahren die Fähigkeit hatten, Feuer zu erzeugen."

Quelle: ntv.de, Walter Willems, dpa

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