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Antikörperkonzentration gemessen Anschauen von Erkältungsvideo aktiviert Immunsystem

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Schon der Anblick einer niesenden Person führt zur Reaktion des Immunsystems.

Schon der Anblick einer niesenden Person führt zur Reaktion des Immunsystems.

(Foto: IMAGO/Zoonar)

Ob in der Bahn, im Büro oder im Wartezimmer: Wenn Menschen in unmittelbarer Umgebung niesen, schnaufen oder husten ist das für Mitmenschen meist unangenehm. Doch der Körper reagiert angemessen darauf, wie Tests zeigen.

Bereits das Ansehen von Videos mit kranken Personen aktiviert bestimmte Bereiche des Gehirns und das Immunsystem. Das haben die beiden Biologinnen, Esther Diekhof und Judith Keller, von der Universität Hamburg herausgefunden. Die Studienergebnisse weisen darauf hin, dass das Gehirn die Anzeichen einer bevorstehenden Infektion nicht nur als solche verarbeitet, sondern mit einer direkten Immunantwort darauf reagiert, schon bevor Erreger in den Körper gelangen.

Für die Untersuchung wurden 32 Frauen und 30 Männer mit einem Durchschnittsalter von knapp 25 Jahren rekrutiert. Allen wurde kurze Videos gezeigt, die entweder ansteckende oder nicht ansteckende Alltagssituationen darstellten. Währenddessen wurde die Gehirnaktivität der Studienteilnehmer kontinuierlich gemessen.

Darüber hinaus wurde auch die Änderung der Konzentrationen des sogenannten sekretorischen Immunglobulin A, kurz sIgA, im Speichel der Probandinnen und Probanden festgestellt. Dieser Antikörper gibt Aufschluss darüber, ob es eine erste Abwehrreaktion des Schleimhautimmunsystems gibt. Er wird gebildet, sobald Krankheitserreger auf die Schleimhaut treffen. Von dieser Messung mussten 15 Studienteilnehmende ausgeschlossen werden, da sie nicht genügend Speichel für die Untersuchung abgeben konnten.

Zwei Regionen im Gehirn werden aktiviert

Bei der Auswertung der Daten zeigte sich, dass die Wahrnehmung von kranken Menschen zu einer Aktivierung der vorderen Insula im Gehirn führt. Diese steht im Zusammenhang mit Bereichen für die Verarbeitung von emotionalem Empfinden und dem Netzwerk für Geschmacks- und Geruchssinn. Gleichzeitig kann hier auch die starke Empfindung von Ekel entstehen. Die Gehirnregion ist zudem an der Wahrnehmung physiologischer Reaktionen des eigenen Körpers beteiligt und stellt eine wichtige Schnittstelle zwischen Gehirn und Immunsystem dar.

Neben der vorderen Insula zeigten die Studienteilnehmenden beim Ansehen der Videos auch in einem anderen Bereich, der sogenannten Amygdala, eine Aktivierung. "Im Gegensatz dazu zeigte die Amygdala - eine Gehirnregion, die an emotionalen Reaktionen wie Furcht und Angst beteiligt ist - eine erhöhte Aktivierung bei allen Videos, in denen Menschen zu sehen waren. Dies deutet auf eine unspezifische Wachsamkeit gegenüber der Anwesenheit von Menschen hin", wird Judith Keller, die an der Studie beteiligt war, laut Mitteilung der Uni zitiert. "Während die Insula die zentrale Immunaktivierung koordiniert, könnte die Amygdala eher als Alarmsystem für soziale Situationen mit erhöhtem Übertragungsrisiko fungieren", erklärte Esther Diekhof dazu. Die Studienergebnisse wurden im Fachjournal Brain, Behavior and Immunity veröffentlicht.

Quelle: ntv.de, jaz

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