Farbwandel beschrieben Beteigeuze leuchtete nicht immer rot
06.09.2022, 12:18 Uhr
Der Rote Riese Beteigeuze steht im Sternbild Orion.
(Foto: Pierre Kervella/NaCo/VLT/ESO/NAs)
Der Himmelsjäger Orion ist das bekannteste Wintersternbild. Seine beiden hellsten Sterne sind der rötliche Beteigeuze und der blau-weiße Rigel. Doch Beteigeuze wurde von Astronomen in der Antike mit einer anderen Farbe beschrieben.
Der Rote Überriese Beteigeuze ist Beobachtern auf der Erde vor 2000 Jahren noch gelb-orange erschienen. Das fanden Astrophysiker der Friedrich-Schiller-Universität Jena gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen anderer Länder heraus. Den Wissenschaftlern sei es gelungen, den Farbwechsel zeitlich genau einzuordnen, teilte die FSU mit. Über ihre Ergebnisse berichten die Wissenschaftler im Fachblatt "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society". Beteigeuze zählt zu den hellsten am Nachthimmel zu beobachtenden Sternen.
Wie die FSU erläuterte, ändern sich mit fortschreitender Kernfusion im Inneren eines Sterns seine Helligkeit, Größe und Farbe. Die Astrophysik könne aus diesen Eigenschaften Informationen etwa zum Alter oder zur Masse eines Sterns herauslesen. Sterne mit deutlich mehr Masse als die Sonne wirkten blau-weiß oder rot - der Übergang zu Rot via Gelb und Orange geschehe dabei für astronomische Verhältnisse relativ rasch.
Um zu ermitteln, dass Beteigeuze aus dem Sternbild Orion vor 2000 Jahren noch nicht rot erschien, nutzten die Forscher verschiedene historische Quellen. So sei die Farbe des Sterns um 100 vor Christus als gelb beschrieben worden, 100 Jahre später schon als gelb-orange. Im 16. Jahrhundert sei berichtet worden, Beteigeuze habe Aldebaran, der zu den hellsten rötlich scheinenden Sternen zähle, an Röte übertroffen. Heute habe Beteigeuze schließlich in Helligkeit und Farbe fast Antares erreicht, der seit Jahrtausenden von der Farbe mit dem Mars verglichen werde.
Auf dem Weg zur Supernova
Aus den Überlieferungen und mit theoretischen Rechnungen lässt sich den Forschern nach schließen, dass Beteigeuze "etwa 14 mal mehr Masse als unsere Sonne hat - und die Masse ist die entscheidende Größe für die Entwicklung eines Sterns", erläuterte FSU-Forscher Ralph Neuhäuser. Er sei 14 Millionen Jahre alt und befinde sich in der Schlussphase seiner Entwicklung. Und auch das Ende sei absehbar: "In etwa 1,5 Millionen Jahren wird er schließlich als Supernova explodieren."
Der Himmelsjäger Orion ist das bekannteste Wintersternbild. Die beiden hellsten Sterne dort sind der rötliche Beteigeuze und der blau-weiße Rigel. Im Winter 2019/2020 hatte ein ungewöhnliches astronomisches Phänomen für Aufsehen gesorgt: Die Helligkeit Beteigeuzes nahm für mehrere Wochen um bis zu zwei Drittel ab. Viele Astronomen sahen darin ein Indiz für eine baldige Explosion des Sterns. Später erläuterten Forschende, die "große Verdunkelung" sei vielmehr durch einen großen kühlen Fleck ausgelöst worden. In der Folge habe sich ein Staubschleier vor dem Stern gebildet.
Im April 2020 leuchtete Beteigeuze wieder in gewohnter Helligkeit. Für Astronomen wäre es eine Sensation, eine Supernova in unserer Milchstraße zu beobachten - die letzte Gelegenheit dazu gab es im Jahr 1604, noch vor der Erfindung des Fernrohrs. Deshalb waren die Himmelsforscher von der überraschenden Helligkeitsabnahme Beteigeuzes elektrisiert, denn theoretische Modelle sagen ein solches Phänomen unmittelbar vor einer Explosion voraus.
Quelle: ntv.de, sba/dpa