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Durchbruch in der Wissenschaft? Briten erschaffen erstmals künstlichen Embryo

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Mithilfe embryonaler Stammzellen stellt das britische Forschungsteam einen menschlichen Zellhaufen her.

Mithilfe embryonaler Stammzellen stellt das britische Forschungsteam einen menschlichen Zellhaufen her.

(Foto: picture alliance / Westend61)

Ganz ohne Eizelle und Spermien will ein britisches Forschungsteam erstmals menschliche Embryonen erschaffen haben. Das synthetisch hergestellte Gewebe wäre eine Sensation für die Stammzellenforschung - wirft aber gleichzeitig viele Fragen auf.

In Großbritannien ist es Forscherinnen und Forschern nach eigener Aussage erstmals gelungen, synthetische menschliche Embryonen im Labor zu erschaffen. Im Gegensatz zu einer künstlichen Befruchtung, bei der eine natürliche Eizelle mit einem natürlichen Spermium verschmolzen wird, entstanden sie aus embryonalen Stammzellen, wie der "Guardian" berichtet.

Das Gewebe ähnelt demnach frühesten Stadien der menschlichen Entwicklung - und erreichte den Beginn eines Entwicklungsmeilensteins, der als Gastrulation bekannt ist. In diesem Stadium haben Embryonen weder ein Herz noch Gehirn und es fehlen Organe und Extremitäten. Sie enthalten aber Zellen, aus denen sich normalerweise die Plazenta, der Dottersack und der Embryo selbst bilden würden.

Es ist laut "Guardian" nicht klar, ob die erzeugten Zellhaufen sich überhaupt zu einem lebensfähigen Embryo hätten entwickeln können. Einen solchen zu erzeugen, war wohl auch nicht das Ziel des Forschungsteams. "Unser menschliches Modell ist erstmals ein menschlicher Embryo mit drei Keimblättern, inklusive Amnion und Keimzellen, den Vorläuferzellen von Eizellen und Spermien", wird Magdalena Żernicka-Goetz von der Universität Cambridge von der Zeitung zitiert. "Es ist wunderschön und vollständig aus embryonalen Stammzellen hergestellt worden."

Ethische Fragen bleiben offen

Die vollständigen Einzelheiten der Arbeit, die am Cambridge-Caltech-Labor entstanden ist, müssen noch in einer Fachzeitschrift veröffentlicht werden. Sollten sich die Ergebnisse bewahrheiten, wäre es ein bahnbrechender Durchbruch in der Stammzellenforschung, der womöglich natürliche Ei- und Samenzellen für die Fortpflanzung überflüssig machen könnte.

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Zwar soll in naher Zukunft laut Żernicka-Goetz keine Aussicht darauf bestehen, die künstlich erzeugten Embryonen für klinische Zwecke einzusetzen. Denn nicht zuletzt wirft die Entdeckung viele ethische Fragen auf. Derzeit wäre es ohnehin in Großbritannien wie auch in Deutschland und den meisten anderen Ländern gesetzeswidrig, so erzeugte Embryonen in die Gebärmutter einer Patientin einzupflanzen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hoffen trotzdem, mit ihrer Arbeit einen entscheidenden Einblick in die Auswirkungen genetischer Krankheiten und die biologischen Ursachen wiederkehrender Fehlgeburten geben zu können.

"Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass wir bald eine Technologie entwickeln werden, um diese Zellen über die 14-Tage-Grenze hinaus zu züchten", sagte Genomforscherin Ildem Akerman von der Universität Birmingham dem "Independent" zufolge. "Dennoch rechtfertigt die Fähigkeit, etwas tun zu können, nicht, es zu tun; es sollten ethische Rahmenbedingungen geschaffen und beibehalten werden."

Quelle: ntv.de, hny

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