Ouzo, Sambuca, Ramazotti Drink aufs Haus bringt mehr Trinkgeld
29.06.2021, 20:35 Uhr
Ein Schnapps zur Rechnung erhöht die Chance auf mehr Trinkgeld.
(Foto: picture alliance/dpa)
Nach den Corona-Maßnahmen dürfen viele Lokale wieder öffnen. Besonders schön, wenn man als Gast ein Getränk auf Kosten des Hauses angeboten bekommt. Wie das das Trinkgeld beeinflusst und wann es für Kellner am besten ist, dieses anzubieten, können Forscher nun erklären.
Nach einem üppigen Essen noch einen hochprozentigen Absacker "aufs Haus"? Wenn Restaurants das ihren Gästen mit der Rechnung anbieten, steigt die Chance auf ein höheres Trinkgeld für die Bedienung. Das haben Forscher der Hochschule Fresenius in Hamburg herausgefunden.
In Deutschland ist es üblich, die Rechnung direkt bei dem zuständigen Kellner zu bezahlen. In der Regel geben Gäste fünf bis zehn Prozent Trinkgeld, schreibt die Hochschule in einer Mitteilung. Ob und wie die Höhe des Trinkgeldes vom Ausgeben eines Gratisgetränkes beeinflusst wird, haben demnach ein Psychologe und ein Betriebswirt in Experimenten mit Restaurantbesuchern untersucht. Ihre Annahme: Jede Gefälligkeit löst beim Gegenüber Druck aus, die Gefälligkeit zu erwidern. Die Wissenschaftler nennen das "Reziprozität".
Zeitpunkt spielt eine Rolle
Die Experimente liefen nach Angaben der Hochschule folgendermaßen: Insgesamt 403 Gastgruppen bekamen in einem griechischen Lokal einen Ouzo spendiert, entweder während des Essens, mit der Rechnung zusammen - oder in einer Kontrollgruppe erst nach dem Bezahlen. Da es in vielen griechischen Restaurants üblich ist, einen Ouzo spendiert zu bekommen, führte das Forscherteam ein weiteres Experiment in einem deutschen Restaurant mit einem ähnlichen Forschungsdesign durch. Hier erhielten 121 Gäste ein Gratisgetränk während des Essens und 116 zusammen mit der Rechnung.
Die Ergebnisse zeigten, dass Kunden das Geschenk großzügig erwidern, indem sie das Trinkgeld signifikant erhöhen, heißt es in der Mitteilung. "Dieser Effekt ist besonders stark, wenn das Getränk mit der Rechnung gebracht wird, da sich die Gäste mutmaßlich besonders stark verpflichtet fühlen, sich mit einem großzügigen Trinkgeld zu revanchieren", sagt der an der Studie beteiligte Psychologe Frederic Hilkenmeier. "Das Servicepersonal kann folglich durch einen geschickten Einsatz eines Gratisgetränks seine Trinkgelder erheblich und mühelos erhöhen, indem es die Norm der Reziprozität ausnutzt." Die Ergebnisse der Untersuchungen wurden im "Journal of Hospitality & Tourism Research" veröffentlicht.
Quelle: ntv.de, jaz/dpa