Geschwister-Unterschiede Erstgeborene wählen andere Studiengänge
15.11.2017, 19:53 Uhr
Die Reihenfolge, in der Geschwister geboren werden, hat Einfluss auf die Wahl des Studienfachs.
(Foto: picture alliance / dpa)
Kinder sind verschieden, selbst wenn sie dieselben Eltern haben. Wie sich die Geburts-Reihenfolge der Geschwister auf die Wahl des Studienfaches auswirkt, untersuchen Forscher in einer großangelegten Studie.
Erstgeborene Kinder haben bis heute einen besonderen Stellenwert in Familien: Sie bekommen mehr Aufmerksamkeit, haben bessere Schulnoten, verdienen später mehr Geld als ihre Geschwister. Durch frühere Studien ist auch bekannt, dass nachfolgende Geschwister eine schlechtere Ausbildung bekommen. Grund genug für die Forscher des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung, zu analysieren, wie sich Geschwister für ihre Studiengänge entscheiden.
Die Forscher untersuchten dafür schwedische Familien und fanden heraus, dass die Wahl des Studienfachs die Hälfte der langfristigen Einkommensunterschiede unter den Geschwistern ausmacht. "Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Eltern mehr in ihre zuerst geborenen Kinder investieren als in die folgenden", sagt Kieron Barclay, Demograf am Max-Planck-Institut. "Dies scheint Unterschiede in den Fähigkeiten und Ambitionen der Kinder sogar innerhalb der Familie zu bewirken."
Dabei unterscheide sich nicht nur das erste Kind von allen darauffolgenden, sagt Barclay. Vielmehr nähmen die Verschiedenartigkeiten mit dem Rang in der Geburtenreihenfolge zu: "Zum Beispiel ist relativ gesehen die Wahrscheinlichkeit für ein zweites Kind, Medizin zu studieren, um 27 Prozent kleiner als für das erste Kind. Und der Unterschied zwischen dem ersten und dem dritten Kind beträgt sogar 54 Prozent."
Darüber hinaus stellten die Forscher fest, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sich Zweitgeborene für ein Kunststudium entscheiden, um 27 Prozent höher liegt als bei Erstgeborenen. Und beim dritten Kind im Vergleich zum Erstgeborenen noch einmal steigt. Dann beträgt die Wahrscheinlichkeit nämlich 36 Prozent.
Häusliche Umgebung prägt Studienfachwunsch
Als Grund für diese unterschiedliche Fächerwahl sehen die Forscher in der häuslichen Umgebung: "Dass die Geschwister unterschiedliche Fächer wählen, liegt nicht einfach nur daran, dass erste Kinder bessere Noten in der Schule haben", betont Barclay. Denn auch als die Wissenschaftler den Einfluss der Schulnoten herausrechneten, blieben die unterschiedlichen Neigungen bei der Studienfachwahl unter den Geschwistern bestehen. "Die häusliche Umgebung scheint die Einstellungen und Vorlieben der Kinder jenseits der schulischen Begabung zu prägen."
Die Fürsorge der Eltern scheint eine entscheidende Rolle zu spielen. Erstgeborene profitieren von der ungeteilten Aufmerksamkeit ihrer Eltern, so lange sie das einzige Kind sind, und haben damit schon früh einen Vorsprung.
Die Forscher analysierten für ihre Untersuchung die Daten aus dem schwedischen Verwaltungsregister von allen Familien, bei denen sich mindestens ein Kind an einer Hochschule eingeschrieben hatte. Insgesamt wurden die Daten von 146.000 Studenten erhoben, die zwischen 1982 und 1990 geboren wurden und im Zeitraum von 2001 und 2012 an einer Hochschule eingeschrieben waren.
Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher bei Oxford Academic.
Quelle: ntv.de, jaz