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Auch als Süßstoff in Limonaden Erythrit könnte Fettleibigkeit vorhersagen

Ernährungswissenschaftler hoffen, dass man in jungen Jahren noch gegensteuern kann.

Ernährungswissenschaftler hoffen, dass man in jungen Jahren noch gegensteuern kann.

(Foto: REUTERS)

Für Superman war es Kryptonit, das ihm die Kraft raubte. Für Menschen könnte Erythrit der Stoff sein, der mit Fettleibigkeit im späteren Leben im Zusammenhang steht. Man findet ihn sowohl in Getränken als auch im Körper.

Übergewicht und Fettleibigkeit sind ein großes gesellschaftliches Problem. Noch immer ist unklar, wie man gezielt und langfristig gegen zu viele Pfunde vorgehen kann. Ein internationales Forscherteam hat sich deshalb auf die Suche nach Hinweisen gemacht, wie man bereits im jungen Erwachsenenalter feststellen kann, ob jemand im Laufe seines Lebens zu Fettleibigkeit neigt oder nicht – und wurde fündig.

Erythrit heißt der Stoff, den die Forscher bei ihren Untersuchungen identifizierten. Dieser wird als Süßstoff in Getränken verwendet. Bisher war man davon ausgegangen, dass er, über die Nahrung aufgenommen, nicht im menschlichen Körper verarbeitet und unverändert ausgeschieden wird. Doch diese Annahme ist falsch.

Erythrit ist durchaus ein Bestandteil des menschlichen Stoffwechsels und könnte zudem ein Biomarker bei der Vorhersage von Fettleibigkeit sein, fanden die Forscher heraus. Für ihre Erkenntnisse untersuchte ein Team um Professor Karsten Hiller von der Technischen Universität Braunschweig die Blutproben von Studienanfängern, die an einer US-amerikanischen Universität immatrikuliert waren.

Dieser Ansatz folgt den bisherigen Beobachtungen, dass viele Studenten in den USA in ihrem ersten Studienjahr an Gewicht zulegen. "Dies dürfte damit zusammenhängen, dass sie von zu Hause ausziehen, sich nun selbst versorgen müssen und ihre Ernährung umstellen", erklärte Professor Patricia Ann Cassano, Ernährungswissenschaftlerin an der Cornell-Universität und Initiatorin der Studie.

Mehr Kilos, mehr Erythrit

Die Wissenschaftler in den USA nahmen ihren insgesamt 264 Probanden über den Zeitraum von einem Jahr regelmäßig Blut ab und überprüften den Gesundheitszustand. Das Blut schickten sie zur speziellen Untersuchung an das Team um Karsten Hiller. Das wollte herausfinden, welche Stoffwechselprodukte sich darin befanden und vor allem, wie sich deren Zusammensetzung im Laufe des Jahres veränderte. "Wir haben Techniken entwickelt, mit denen wir genau nachverfolgen können, wie bestimmte Substanzen im Körper abgebaut werden und welche Produkte daraus entstehen. Auch bisher unbekannte Stoffwechselprodukte können wir so bestimmen", erklärt Hiller. Die Forscher fanden auf die Weise heraus, dass bei den Erstsemestern, die gerade stark zunahmen, die Substanz Erythrit verstärkt im Stoffwechsel auftrat und dass der menschliche Körper selbst diesen Stoff herstellt.

Gegenwärtig können die Forscher noch keine klare Aussage darüber machen, welche Beziehung zwischen einer erhöhten Erythrit-Konzentration im Blut und einer einsetzenden Fettleibigkeit besteht. "Das ist Gegenstand der nächsten Untersuchungen. Wir werden mit der Isotopenmethode nun die Stoffwechselwege rund um das Erythrit genau ausleuchten, untersuchen, wo es herkommt und wie es aus dem Körper verschwindet – und hoffen dabei Hinweise zu bekommen, welche Rolle dieser Zuckeralkohol bei der Gewichtszunahme spielt." Auch über die Wirkung von Erythrit, das über Getränke oder Nahrungsmitteln aufgenommen wird, muss erst noch geforscht werden.

Ihre Ergebnisse veröffentlichte das Forscherteam, zu dem auch die Luxembourg Centre for Systems Biomedicine gehörte, im Fachjournal "PNAS".

Quelle: ntv.de, jaz

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