Fakten & Mythen

Legenden rund ums Auge Augen verderben geht nicht

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Weder kurz- noch weitsichtig: ein Puppenauge.

(Foto: picture alliance / dpa)

Wer viele Möhren isst, kann auch gut sehen, lesen bei zu wenig Licht verdirbt die Augen und durch das Tragen der Brille verschlechtert sich die Sehkraft. Rund um die Augen gibt es viele Legenden. Welche davon in das Reich der Mythen gehören, lesen Sie hier.

Kann man sich denn wirklich durch falsches Licht und/oder einen zu geringen Leseabstand die Augen verderben?

"Prinzipiell nein", sagt der praktizierende Augenarzt Georg Eckert aus Ulm. Zwar werden bei schlechtem Licht die Augen stärker beansprucht als bei Helligkeit und ermüden deshalb auch schneller, zu bleibenden Schäden oder einer allgemeinen Verschlechterung der Sehleistung kommt es in diesen Zeiträumen, zum Beispiel beim heimlichen Lesen unter der Decke, jedoch nicht. "Wenn die Buchstaben verschwimmen oder undeutlich werden, hören die meisten Kinder von selbst auf zu lesen und schlafen einfach ein", erklärt der Experte. Auch der Abstand zur Lektüre wird intuitiv vom Lesenden so gewählt, dass die Schrift scharf erscheint. "Durch schlechtes Licht machen sich jedoch bereits bestehende Sehfehler wesentlich stärker bemerkbar als sonst", ergänzt Eckert. Auch Kopfschmerzen, Verspannungen und brennende Augen sind durch schlechte Lese- und Arbeitsbedingungen möglich. Menschen, die viele Stunden an Monitoren arbeiten, sollten ihren Blick regelmäßig in die Weite schweifen lassen und bewusst ein paar Mal zwinkern, um die Augen zu entlasten.

Wie kann sich das stundenlange Lesen von sehr kleiner Schrift auf Smartphones und Tablets auf die Entwicklung der Sehkraft auswirken?

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Smartphones mögen mitunter stören, schlecht für die Augen sind sie nicht.

(Foto: picture alliance / dpa)

"Auch hier ist es so wie bei dem Lesen bei schlechtem Licht. Prinzipiell wird das Lesen von kleiner Schrift sich nicht auf die Augen auswirken, aber Sehfehler werden dadurch schneller offenbar", sagt Eckert. Die kleinen Buchstaben schädigen die Augen nicht, "aber bei solchen hohen Sehanforderungen können Betroffene relativ schnell Einschränkungen feststellen". Das kann sich dann um Sehfehler, einer Trübung der Medien als Beginn des grauen Stars oder eine eingeschränkte Akkomondationsfähigkeit handeln, so der Experte weiter. In diesen Fällen sollte man zum Augenarzt gehen, denn dort kann relativ früh erkannt werden, um welche Erkrankung oder Einschränkung es sich handelt und dementsprechend kann therapiert werden. Was aber einmal im Auge zerstört ist, das kann auch durch den Spezialisten nicht wieder hergestellt werden.

Werden die Augen durch das Tragen einer Brille tatsächlich schlechter?

"Nein, es ist eher das Gegenteil", sagt Eckert. Durch das Tragen der richtigen Brille wird eine weitere Verschlechterung der Sehfähigkeit vermieden oder zumindest verlangsamt. Es ist vielmehr so, dass die Aufmerksamkeit, Erwartungshaltung und Bewertung zum Sehen mit einer neuen Brille bei vielen Menschen steigt. "Die meisten Patienten sind mit einer neuen Brille einfach sensibler und kritischer ihrer Sehfähigkeiten gegenüber eingestellt."

Stress beeinflusst die Sehkraft. Soll man deshalb seine Brillenstärke lieber unter Stress oder im entspannten Zustand vermessen lassen?

Schuhe sollte man prinzipiell am Nachmittag oder Abend kaufen, nachdem man schon eine ganze Strecke gelaufen ist, damit diese richtig passen. Das Vermessen der Augen sollte eigentlich auch an mehreren Terminen vorgenommen werden. Da aber weder Augenärzte noch Patienten über die dafür nötige Zeit verfügen, sollte man weder kurz nach einem entspannten Urlaub noch nach einem sehr stressigen Arbeitstag zum Augenarzt gehen, also den guten Mittelweg wählen. Augenärzte sind zudem in der Lage, bei den Messungen eine passende Atmosphäre zu schaffen. Gering abweichende Werte kann der Körper in den meisten Fällen gut kompensieren. Sollte es jedoch große Probleme über einen längeren Zeitraum geben, dann sind eine Nachmessung sowie ein Ausmessen der Brille beim Augenarzt dringend anzuraten.

Soll man seine Brillenstärke nur vom Augenarzt messen lassen oder kann das auch ein guter Optiker erledigen?

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Der Augenarzt vermisst das Auge nicht nur, sondern untersucht es auch.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Wenn man für diesen Vorgang zum Augenarzt geht, dann hat man gleich mehrere Vorteile: Erstens werden die Augen nicht nur vermessen, sondern auch noch untersucht. Das ist wichtig, denn nur durch das rechtzeitige Erkennen von Augenerkrankungen können diese gut behandelt werden. Zweitens kann man beim Augenarzt sicher sein, dass er viel Erfahrung und Routine beim Vermessen der Augen hat und bei langfristiger Behandlung auch drastische Veränderungen medizinisch korrekt einschätzen kann. Drittens könnte man bedenken, dass der Augenarzt kein Interesse hat, eine Brille zu verkaufen.

Können Augen schief stehenbleiben, wenn man schielt?

Auch diese Geschichte, derer sich Eltern und Großeltern auch heute noch gern bedienen, gehört ins Reich der Mythen. Es gibt keine einzigen dokumentierten Fall, in dem durch willentliches Schielen die Augen schielend stehengeblieben sind. Der Zusatz, dass die Augen stehenbleiben, wenn man sich erschreckt, kann auch nicht bestätigt werden. Also einfach fröhlich weiterschielen, allerdings nur, wenn man nicht von sich aus schielt. Jedes noch so kleine Schielen ist nicht nur ein Schönheitsfehler, sondern eine ernstzunehmende Sehbehinderung, die so früh wie möglich behandelt werden sollte.

Kann man mit gezieltem Augentraining Fehlsichtigkeiten wie die Altersweitsichtigkeit aufhalten?

"Ganz klar nein, und zwar genau so wenig wie man seine Schuhgröße trainieren kann", sagt der Experte vehement. Das kurzsichtige Auge ist ein wenig länger als das normale und das weitsichtige Auge etwas kürzer. Diese angeborenen Gegebenheiten können auch durch Training nicht verändert werden. "Aber, man kann schlechtes Sehen trainieren, das bedeutet, dass wir Augenärzte immer wieder überrascht sind, wie viele Menschen sich mit ihrem eingeschränktes Sehen arrangiert haben und erst zum Augenarzt kommen, wenn es fast gar nicht mehr geht", ergänzt Eckert. Im Alter wird die kollagenartige Linse im Auge allmählich immer fester und unflexibler. Das geht soweit, dass die sogenannten Ziliarmuskeln im Auge nicht mehr schaffen, die Linse so zu bewegen, dass sie sich auf den nahen Sehbereich einstellen kann. So entsteht die Altersweitsichtigkeit. Durch einen gesunden Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, viel Bewegung und ausreichend Schlaf können jedoch alle Alterungsprozesse im Körper etwas aufgehalten werden, auch die im Auge.

Kann man mit Möhren oder Möhrensaft etwas für die Sehleistung erreichen?

"Das kann man tatsächlich", bestätigt der Facharzt für Augenheilkunde. Mit sogenannten Carotinoiden, also natürlichen Farbstoffen in Lebensmitteln, kann degenerativen Veränderungen der Netzhaut wie eine sogenannte Makuladegeneration vorgebeugt werden. Doch Carotinoide können noch viel mehr. Sie sollen Alzheimer, Rheuma, Krebs, Arteriosklerose und Parkinson vorbeugen. Bisher konnten 800 verschiedene Carotinoide identifiziert werden. Die gesundheitsfördernden Stoffe sind vor allem in Karotten, Spinat, Mais, Aprikosen, Tomaten und Eidotter vorhanden.

Stimmt es, dass man bei Computerarbeit keine Kontaktlinsen tragen sollte?

Meistens arbeitet man am Computer über einen längeren Zeitraum sehr konzentriert, manchmal sogar angespannt. Der Lidschlag wird dabei reduziert. Eine Arbeit in dieser Art und Weise kann auch als Stress bezeichnet werden. In diesen Situationen reagiert der Körper. Je nach Stresspegel werden die Schleimhäute trockener, natürlich auch die der Augen. Zwischen Auge und Kontaktlinse liegt aber der Tränenfilm, auf dem die Linse schwimmt. Computerarbeit oder Stress können also dazu führen, dass das Auge trockener wird. So kann es dazu kommen, dass der Tränenfilm nicht mehr ausreicht, um die Kontaktlinse gut zu halten. Dann werden Kontaktlinsen als störende Fremdkörper empfunden. Also für stundenlanges Arbeiten am Monitor und bei vorhersehbarem Stress doch lieber die Brille benutzen. Übrigens hilft sich der Körper bei trockenen Augen oftmals selbst. Durch Gähnen wird nämlich die Tränenproduktion angekurbelt.

Quelle: ntv.de

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