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Zufällige Entdeckung Zuckergel lässt Haare wieder kräftig wachsen

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Vor allem junge Männer leiden, wenn das Haar sichtbar schütterer wird.

Vor allem junge Männer leiden, wenn das Haar sichtbar schütterer wird.

(Foto: IMAGO/YAY Images)

Haarausfall ist für viele Menschen eine echte Belastung. Bis zu 50 Prozent aller Männer sind davon betroffen. Bisher gibt es nur wenig wirksame Mittel dagegen. Doch das könnte sich bald ändern.

Ein spezifisches Zuckergel könnte das Problem der erblich bedingten Glatzenbildung beheben. Das haben Forschende der University of Sheffield und der COMSATS University in Pakistan bei der Erforschung von Mittel zur Wundheilung zufällig herausgefunden. Es handelt sich dabei um die sogenannte Desoxyribose, einen natürlich im Körper vorkommenden Zucker, der auch beim Aufbau der DNA hilft.

Bei der Untersuchung der Wundheilungswirkung dieses Zuckers stellten die Forscherinnen und Forscher fest, dass bei den damit behandelten Mäusen das Fell neben den Wunden viel schneller wieder nachwuchs als bei unbehandelten Mäusen. Die Neugier der Forschenden war geweckt und sie beschlossen, weitere Untersuchungen zum Haarwuchs durchzuführen. Aus diesem Grund testeten sie das Zuckergel an männlichen Mäusen mit testosteronbedingtem Haarausfall.

Sie entfernten im Labor das Fell vom Rücken der Tiere und trugen danach über einen Zeitraum von drei Wochen hinweg täglich eine kleine Dosis des Zuckergels auf die kahle Hautstelle auf. Sie sahen bei den so behandelten Mäusen, dass an dieser Stelle das Fell kräftig nachwuchs. "Unsere Forschung legt nahe, dass die Lösung zur Behandlung von Haarausfall ganz einfach sein könnte: die Verwendung eines natürlich vorkommenden Desoxyribose-Zuckers, um die Blutversorgung der Haarfollikel zu steigern und so das Haarwachstum zu fördern", wird Sheila MacNeil in einer Mitteilung der University of Sheffield zitiert.

Wirkungsursache noch nicht sicher

Auch wenn die Forschenden bisher nicht mit Sicherheit beschreiben können, wie dieser Zucker zum Haarwachstum beiträgt, gibt es dennoch Erklärungsansätze. So stellte das Team an der Stelle, an der die Mäuse mit dem Zuckergel behandelt worden waren, eine allgemeine Zunahme der Blutgefäße und der Hautzellen fest. Sie schließen daraus: "Je besser die Blutversorgung der Haarzwiebel ist, desto größer ist ihr Durchmesser und desto stärker ist das Haarwachstum."

Das Desoxyribose-Gel sei für den Haarwuchs bei Mäusen ähnlich wirksam wie die Anwendung des frei verkäuflichen Minoxidils. Dabei handelt es sich um ein Mittel gegen Haarausfall, das allgemein unter dem Markennamen Rogaine bekannt ist, schreiben die Forscher. Um noch mehr zur Wirkung des neu entdeckten Mittels zu erfahren, wurde auch die Kombination beider Wirkstoffe im Labor an Mäusen getestet. Doch ein Mix beider Präparate machte keinen Unterschied beim Haarwuchs aus.

Frauen und Männer betroffen

Der erblich bedingte Haarausfall wird in der Fachsprache als androgenetische Alopezie oder Alopecia androgenetica bezeichnet. Die genetisch bedingte Veranlagung zum Haarausfall wird durch eine Überempfindlichkeit der Haarwurzeln gegenüber männlichen Sexualhormonen verursacht. Die androgenetische Alopezie kann sowohl bei Frauen als auch bei Männern auftreten. Sie verursacht rund 95 Prozent aller Haarausfälle. Im Alter ab 70 Jahren sind rund 80 Prozent der Männer und mehr als 40 Prozent der Frauen betroffen.

Die Entwicklung eines biologisch abbaubaren, ungiftigen Gels aus Desoxyribose könnte den Grundstein für eine preiswerte und wirkungsvolle Therapie für Betroffene mit genetisch bedingtem Haarausfall darstellen. Außerdem ist denkbar, dass damit auch der Haar-, Wimpern- und Augenbrauenwuchs nach einer Chemotherapie angeregt und beschleunigt werden könnte. Doch "die von uns durchgeführten Untersuchungen befinden sich noch in einem sehr frühen Stadium, aber die Ergebnisse sind vielversprechend und rechtfertigen weitere Untersuchungen", fasst MacNeil zusammen. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden im Fachmagazin "Frontiers in Pharmacology" veröffentlicht.

Quelle: ntv.de, jaz

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