Stärkere Erektion bei Tests Forscher: Mittel gegen sexuelle Unlust gefunden
07.02.2023, 19:12 Uhr
In Partnerschaften spielt ein intaktes Sexualleben eine große Rolle - geringes sexuelles Verlangen kann eine Beziehung jedoch belasten.
(Foto: picture alliance / Zoonar)
Manche Menschen würden gerne Lust auf Sex haben, aber können einfach nicht. Sexuelle Unlust kann Partnerschaften belasten und Depressionen zur Folge haben. Forscher finden in einem körpereigenen Hormon jedoch ein mögliches Gegenmittel - bei Tests sind die Ergebnisse eindeutig.
Gibt es einen besseren Namen als "Kisspeptin" für eine Substanz, die das Liebesleben beflügelt? Der Hintergrund ist ernst: Es gibt Männer und Frauen, die keine Lust auf Sex verspüren und keine sexuellen Fantasien haben - und zum Teil massiv darunter leiden. Sexuelle Unlust kann Beziehungen belasten, die psychische Gesundheit und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Ein Zehntel aller Frauen und ein fast ebenso großer Anteil an Männern weltweit sollen davon betroffen sein. Doch Forscher finden nun eine mögliche Abhilfe: das besagte Kisspeptin.
Kisspeptin ist ein im Körper produziertes Hormon, welches die Ausschüttung anderer Sexualhormone anregt. Zwei Studien, die im Fachmagazin "JAMA Network Open" veröffentlicht wurden - eine zur Unlust bei Frauen, die andere zu Männern - belegen nach eigenen Angaben, dass Kisspeptin die Lust wieder steigern kann.
Die Forscher hatten 32 Frauen im gebärfähigen Alter und 32 Männer untersucht, die unter sexueller Lustlosigkeit (englisch: Hypoactive Sexual Desire Disorder, kurz HSDD) leiden. Ihnen wurde Kisspeptin und ein Placebo verabreicht - dann präsentierten die Forscher den Probanden visuelle sexuelle Reize, etwa Bilder von unterschiedlich attraktiven Gesichtern oder Erotik-Videos. Nicht-erotische Übungsvideos dienten als Kontrolle. Gleichzeitig wurden die körperlichen Reaktionen der Probanden untersucht.
"Zunahme der Penisschwellung"
Es zeigte sich, dass sich an den für sexuelle Lust entscheidenden Regionen in den Gehirnen von Frauen und Männern unter dem Einfluss von Kisspeptin plötzlich mehr regte. Bei Männern bewirkte das Hormon - im Unterschied zum Placebo - zudem eine "signifikante Zunahme der Penisschwellung" als Reaktion auf die gezeigten Erotik-Videos, heißt es in einer der Studien. Und zwar um bis zu 56 Prozent. Das Hormon wirke sich demnach positiv auf das Sexualverhalten von Frauen und Männern aus, schlussfolgern die Forscher.
Kisspeptin könnte daher künftig zur Behandlung von sexueller Unlust bei Frauen und Männern eingesetzt werden, so die Wissenschaftler. "Obwohl HSDD relativ häufig vorkommt, sind die Behandlungsmöglichkeiten für Frauen begrenzt, haben erhebliche Nebenwirkungen und in einigen Fällen kann es sogar schädlich sein, es überhaupt zu versuchen", sagte Co-Autor der Studie Alexander Comninos vom Imperial College Healthcare NHS Trust laut einer Mitteilung. Für Männer gebe es derzeit sogar überhaupt keine zugelassene Behandlung und es sei auch keine in Sicht.
Laut Forschern ohne Nebenwirkungen
Die Behandlung mit Kisspeptin sei nicht nur potenziell wirksam, sondern auch sicher, so Comninos. Das Hormon sei sowohl von Frauen als auch von Männern gut vertragen worden. Nebenwirkungen seien keine festgestellt worden, was aus Sicht der Arzneimittelentwicklung entscheidend sei. Die Forscher planen nun größere Studien mit anderen Patientengruppen. Sie haben die Hoffnung, bei einem Erfolg Millionen Menschen auf der Welt helfen zu können.
Der Name Kisspeptin erinnert zwar an das englische Wort für Kuss ("Kiss") - doch er leitet sich von dem Gen KISS1 ab, in dem der Bauplan für Kisspeptin steckt. Doch irgendwie hat es dann doch etwas mit Küssen zu tun: Das Gen wurde 1996 in dem Ort Hershey im US-Bundesstaat Pennsylvania entdeckt. Seine Entdecker benannten es nach der berühmten Süßigkeit "Hershey-Kiss-Schokolade", die ebenfalls von dort stammt.
Quelle: ntv.de