Ruhestätte aus dem Mittelalter Forscher tauen Grab des "Eisprinzen" auf
29.06.2022, 16:19 Uhr
Die Forscher vermuten, dass es sich bei dem "Eisprinzen" um ein Kind aus wohlhabenden Kreisen handelt.
(Foto: picture alliance/dpa/Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege)
In Bayern stoßen Forscher auf ein Kindergrab aus dem Mittelalter. Um bei der Bergung keine Beschädigung zu riskieren, frieren die Wissenschaftler den Fund kurzerhand ein. Für eine genaue Untersuchung soll die Ruhestätte nun wieder vom Eis befreit werden.
Fast ein Dreivierteljahr nach der Entdeckung eines rund 1300 Jahre alten Kindergrabs in Schwaben wird die tiefgefrorene Ruhestätte aufgetaut. Die Experten des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege hatten das Grab im Oktober 2021 in einem Neubaugebiet in Tussenhausen im Landkreis Unterallgäu mit einer neuartigen Schockfrost-Technik geborgen.
Damit der Fund bei der Bergung nicht beschädigt wird, haben die Archäologen das gesamte Erdreich eingefroren und dann das Grab in einem Block gehoben. Danach wurde das gefrorene, 800 Kilo schwere Grab in die Außenstelle des Landesamtes bei Bamberg gebracht und dort zunächst in einer Gefrierzelle gelagert.
Junge wurde mit Hund bestattet
In dem Depot des Landesamtes in Oberfranken werde das Grab in den nächsten Tagen aufgetaut, berichtete die Behörde. Die Restauratorinnen und Restauratoren arbeiteten dafür mit Heißluft und Lötkolben. "Damit das frei werdende Tauwasser die Funde nicht beschädigt, wird es über einen speziellen Sauger abgeleitet", teilte das Amt mit. In den Bearbeitungspausen sorge eine Kühlhaube für eine konstante Temperatur von minus vier Grad.
Die Wissenschaftler wollen herausfinden, ob es sich bei dem "Eisprinzen", wie sie den im 7. Jahrhundert verstorbenen Jungen nennen, wie vermutet um ein Kind aus wohlhabenden Kreisen handelte. Dafür sprechen die hochwertigen Grabbeigaben wie ein Schwert mit einem mit Goldbeschlägen verzierten Gurt sowie Schmuck wie Goldblattkreuze und Armreifen aus Silber. Der Junge, der wohl maximal etwa zehn Jahre alt geworden ist, wurde gemeinsam mit einem Hund bestattet.
Bayerns Generalkonservator Mathias Pfeil verwies auf die Bedeutung der erhaltenen Leder- und Stoffreste. "Sie versprechen hochinteressante Einblicke in die frühmittelalterliche Modewelt", sagte nach der Entdeckung des Grabes im vergangenen Oktober. Hochwertige Textilien und verziertes Leder hätten für die Darstellung des Status im Frühmittelalter große Bedeutung gehabt.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa