Volltrunken am Feiertag In der Unfallstatistik fällt der Vatertag besonders auf
18.05.2023, 08:13 Uhr Artikel anhören
Alkohol und gutes Wetter kommen am Vatertag oft zusammen. Gleichzeitig kracht es besonders häufig.
(Foto: picture alliance/dpa)
Trinkende Männergruppen auf Wanderschaft: Dieses Bild kennt man in Deutschland am Vatertag. Doch der Feiertag hat auch eine Schattenseite: An ihm weist die Statistik einen Ausreißer bei Verkehrsunfällen unter Alkoholeinfluss auf.
Zu Christi Himmelfahrt, dem sogenannten Vatertag, bestätigt sich seit Jahren eine traurige Regel: An dem bundesweiten Feiertag kommt es regelmäßig zu einem ungewöhnlichen Ausschlag in der Unfall-Statistik, was die Zahl der Alkoholunfälle angeht. Darunter fallen in der Regel alle Unfälle mit Fahrzeugen, bei denen einer der Beteiligten mindestens 0,3 Promille Blutalkoholgehalt hatte. Ausschläge in der Statistik gibt es besonders auch an Neujahr, etwas weniger deutlich am Tag der Arbeit (1. Mai).
Wie das Statistikamt Nord kürzlich mitteilte, war 2022 am Vatertag in Hamburg bei jedem dritten Unfall Alkohol im Spiel - ein höherer Anteil als an jedem anderen Tag im Jahr. Bundesweite Daten gibt es bisher nur für 2021: Auch damals stach der Vatertag mit den meisten Alkoholunfällen im Mai heraus. Mit 182 waren es allerdings in absoluten Zahlen weniger als in den Vorjahren, das Bundesamt für Statistik (Destatis) verweist jedoch darauf, dass pandemiebedingte Einschränkungen für Feiern und in der Gastronomie ein Grund dafür waren. Fest steht: Auch in Jahren davor gab es am Vatertag regelmäßig Ausreißer bei Alkoholunfällen.
Trinkende Männergruppen unterwegs
Jedoch ist die Frage nach den Ursachen nicht eindeutig geklärt. Wissenschaftliche Forschungsarbeiten gibt es dazu nicht. Naheliegend ist jedoch, dass es mit der Tradition zusammenhängt, dass am Vatertag Männergruppen mit Alkohol im Gepäck - oder auf einem Bollerwagen gezogen - umherziehen und sich betrinken. Dieser Brauch entwickelte sich laut Historikern in Deutschland wohl im späten 19. Jahrhundert. Einen guten Anlass boten dafür der Feiertag und das um diesen Jahreszeit oft gute Wetter.
Auch die Art der Unfälle am Vatertag geht aus der Statistik nicht hervor. Zwar gibt es Ausreißer bei den gesamten Alkoholunfällen mit Fahrzeugen - jedoch belegt die Statistik nicht, dass dadurch auch mehr Menschen getötet oder verletzt werden.
Und Alkohol am Steuer ist nicht nur am Vatertag ein Problem. "Alkoholunfälle sind besonders an Wochenenden zu beobachten", heißt es auf der Webseite von Destatis. Etwa ein Viertel davon fielen auf einen Samstag, ein Fünftel auf einen Sonntag. Insgesamt 16.426 Menschen wurden 2021 bei Unfällen unter Alkoholeinfluss verletzt. Von diesen starben 165. Im Schnitt gab es etwa jeden zweiten Tag ein Todesopfer bei einem Unfall, bei dem Alkohol im Spiel war.
Wenn Alkoholeinfluss, dann oft massiv
Was kann man dagegen tun? Der TÜV-Verband etwa fordert eine Debatte über strengere Sanktionen wie höhere Bußgelder und Führerscheinentzug. Zudem setzt er sich für eine Senkung des Blutalkoholwerts für die Anordnung einer Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) - dem sogenannten Idiotentest - von 1,6 Promille auf 1,1 Promille ein. Laut Statistischem Bundesamt hatten 2021 rund 70 Prozent der Autofahrer, die bei einem Alkoholunfall mit Personenschaden beteiligt waren, mindestens 1,1 Promille im Blut - und waren damit "im Sinne der Rechtsprechung absolut fahruntüchtig". Jeder Fünfte wies sogar einen Wert von mehr als 2,0 Promille auf.
Es gibt aber auch eine gute Nachricht: Der Trend bei den Alkoholunfällen ist auf lange Sicht rückläufig. So gab es im Jahr 1975 noch 51.593 Alkoholunfälle mit Personenschaden, seitdem hat sich die Zahl um fast drei Viertel verringert. Auch war 1975 der Anteil an den Unfällen mit Personenschaden dreimal so hoch wie 2021.
Quelle: ntv.de