Wasserqualität: mangelhaft In diesen Seen sollte man besser nicht baden
22.07.2023, 08:00 Uhr Artikel anhören
Taucht an einem See ein Baden-Verboten-Schild auf, sollte man das beherzigen und nicht ins Wasser steigen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Kolibakterien, Enterokokken, Blaualgen: In einigen Gewässern in Deutschland schlummern gefährliche Krankheitserreger. Eine ntv.de-Karte zeigt anhand typischer Beispiele, welche Seen Sie in diesem Sommer unbedingt meiden sollten.
Es ist Sommer. Und es ist heiß. Viele Menschen zieht es zur Abkühlung an Badeseen. Der Sprung ins kühle Nass ist dabei aber nicht immer ungefährlich. Denn auch wenn das Wasser klar und scheinbar sauber ist, können dort Keime lauern. Verschiedene Faktoren können die Wasserqualität in deutschen Badeseen beeinträchtigen, wie ein Blick auf verschiedene typische Beispiele zeigt. Vor allem Darmbakterien wie Escherichia coli und intestinale Enterokokken können in großen Mengen Erkrankungen wie Durchfall, Erbrechen, Harnwegsinfektionen und Wundentzündungen auslösen. Daneben können auch Blaualgen, genauer Cyanobakterien, im Fall einer Algenblüte giftige Stoffe produzieren, die für badende Menschen gesundheitsschädlich werden können.
An den meisten Seen in Deutschland müssen sich Badegäste darüber keine Sorgen machen. Mehr als 90 Prozent der Badegewässer haben hierzulande eine hervorragende Wasserqualität. Das bestätigen sowohl die Europäische Umweltagentur EUA in ihrem neuen Badegewässerbericht als auch Messungen der Bundesländer. Allerdings gibt es auch einige Ausreißer in der Liste. Eine Auswahl an Seen, in denen man derzeit auf keinen Fall baden sollte:
Schultheis-Weiher in Hessen
Dass im Schultheis-Weiher erst Kies abgebaut und die Grube später mit Müll gefüllt wurde, sieht man ihm längst nicht mehr an. Eigentlich lädt der See in Offenbach mit seinen schattigen Bäumen und dem Sandstrand zum Verweilen an heißen Sommertagen ein. Doch die roten Warnschilder verderben den Badespaß.
Für die Region ist der Schultheis-Weiher zum Problem-See geworden. Vor allem in den heißen Sommermonaten gerät das Gewässer immer wieder aus seinem ökologischen Gleichgewicht. Der Phosphatgehalt steigt durch Ausscheidungen von Vögeln an. Das wiederum regt die massenhafte Entwicklung von Cyanobakterien an, die Blaualgen breiten sich aus. Aktuell herrscht dort deswegen Badeverbot.
Sunthauser See in Baden-Württemberg
Der Sunthauser See im Süden von Baden-Württemberg wurde bereits Ende 2021 für den Badebetrieb geschlossen - und seitdem auch nicht wieder freigegeben. Der Grund: Das Landesgesundheitsamt bewertet die mikrobiologische Situation immer noch mit "mangelhaft". Die Belastung des Wassers durch Kolibakterien und Enterokokken sei hoch, heißt es, das Baden ein Gesundheitsrisiko.
Woher die Verschmutzung stammt, steht längst fest: Das Gebiet rund um den See wird landwirtschaftlich genutzt. Landwirte bringen ihre Gülle auf den Feldern aus. Starkregen schwemmt sie dann in den See ein. Eine Lösung für das Problem gibt es bisher nicht. Um einen sicheren Badebetrieb zu ermöglichen, müsste laut Gemeinderat komplett auf die Gülleausbringung verzichtet werden. Für die Bauern ist das keine realistische Option. Die Alternative wäre der Bau einer Abwasserreinigungsanlage, Kostenpunkt: eineinhalb bis zwei Millionen Euro. Für die kleine Gemeinde ist das zu teuer, eine solche Investition könne zudem nicht einmal eine Reduzierung der Gewässerbelastung garantieren. Somit bleibt der Sunthauser See bis auf Weiteres für Badegäste geschlossen - eine Katastrophe vor allem für die am See angesiedelten Naturcampinganlagen.
Wolmirslebener Schachtsee in Sachsen-Anhalt
Im Schachtsee bei Wolmirsleben in Sachsen-Anhalt ist das Baden ebenfalls nicht mehr erlaubt. Wasserproben aus dem vergangenen Jahr hatten laut dem Landrat zu bedenklichen Prognosen für die Wasserqualität im aktuellen Jahr geführt. Vor allem die Werte für die sogenannten Enterokokken wurden als mangelhaft eingestuft. Die Keime weisen demnach auf fäkale Verunreinigungen hin. Diese könnten krankheitserregend sein und bis hin zu lebensgefährlichen Nierenschäden führen.
Kirchhorster See in Niedersachsen
Am Kirchhorster See in Niedersachsen ist derzeit Baden verboten. Der Grund sind hier laut Gesundheitsamt allerdings keine Keime, sondern Algen. Der See ist überdüngt, derzeit zieht sich ein Algenteppich über den Baggersee. Wasserpflanzen ranken bis an die Oberfläche. Dort zu baden, bedeutet den Behörden zufolge Lebensgefahr, sollten sich die Algen beispielsweise um Füße oder Arme von Schwimmern wickeln. Außerdem wachse auch die Gefahr einer Blaualgenblüte.
Horstmarer See in Nordrhein-Westfalen
Der Horstmarer See in Lünen erhielt als einziger der Badeseen in Nordrhein-Westfalen lediglich die Bewertung "ausreichend". Bei einer Probe im Jahr 2022 wurden auffällige Werte festgestellt, wie das Umweltministerium mitteilt. Das Baden ist zwar nicht verboten, sollte aber mit Vorsicht genossen werden. Denn bei Messungen fand man ungewöhnlich viele Darmbakterien. Diese können in hoher Konzentration krank machen und zu Übelkeit oder Durchfall führen. Vor allem Kinder sollten keine größeren Mengen des Wassers schlucken.
Silbersee in Bayern
Der Silbersee in Bayern ist zwar schon lange kein klassischer Badesee mehr, darf aber in dieser Liste nicht unerwähnt bleiben. Denn der Name klingt harmlos, das Wasser ist es aber nicht: Der Silbersee im Südosten Nürnbergs ist einer der giftigsten Seen Deutschlands. Er entstand Ende der 1930er-Jahre als Teil einer großen Baugrube und diente als Sondermülldeponie. In den Jahrzehnten nach dem Krieg wurde dort giftiger Abfall deponiert.
Heute berichten Besucher, dass es am Ufer des Sees nach Schwefel und faulen Eiern riecht. Aus der Hochdeponie, dem heutigen Silberbuck, sickern noch immer Abwässer in den See. In drei bis vier Metern Tiefe bildet sich Schwefelwasserstoff. Wirbelt ein Schwimmer die Wasserschichten durcheinander, gast dieser Stoff aus, gelangt nach oben. Die Wirkung ist verheerend. In konzentrierter Form kann er Schwimmer schlimmstenfalls sofort betäuben. Die Folge: Sie ertrinken. Etwa 50 Menschen sind bisher beim Baden im Silbersee gestorben.
Quelle: ntv.de