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Selbst Umschulen bringt nichts KI-Experte: 99 Prozent aller Jobs sind bald ersetzbar

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Humanoide Roboter, die bald alle körperlich anstrengenden Tätigkeiten übernehmen werden? Unternehmen wie Tesla arbeiten bereits daran.

Humanoide Roboter, die bald alle körperlich anstrengenden Tätigkeiten übernehmen werden? Unternehmen wie Tesla arbeiten bereits daran.

(Foto: IMAGO/CFOTO)

Der KI-Forscher Roman Yampolskiy prophezeit, dass ab 2030 fast alle Berufe automatisiert sein könnten. Auch Umschulungen seien dann keine Lösung mehr. Doch geht es mit dieser Entwicklung tatsächlich so schnell?

Seitdem ChatGPT Ende 2022 einen globalen KI-Hype ausgelöst hat, gibt es Warnungen vor einem massiven Jobverlust durch die Technologie. Bis heute jedoch bleibt dies eine Dystopie: Untersuchungen zeigen bisher eher eine Veränderung von Jobs durch KI, jedoch nicht ihr Verschwinden. Der Experte für KI‐Sicherheit, Roman Yampolskiy, geht jedoch davon aus, dass in naher Zukunft bereits 99 Prozent aller Jobs durch KI ersetzbar sein werden, was eine Massenarbeitslosigkeit zur Folge haben dürfte.

In dem Podcast "The Diary of a CEO" spricht Yampolskiy davon, dass KI-Modelle auf dem Weg seien, Menschen auf vielen Gebieten ebenbürtig zu werden - man spricht dann von einer Allgemeinen künstlichen Intelligenz (Artificial General Intelligence oder AGI). Bereits im Jahr 2027 werde es soweit sein: "Zunächst wird alles, was man mit einem Computer zu tun hat, automatisiert werden", sagte er. Ab 2030 würden auch körperliche Tätigkeiten durch Humanoide Roboter ersetzt werden.

"Kein Job, der nicht automatisiert werden kann"

Der KI-Experte rechnet mit massiven Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt: "Ich spreche nicht von einer Arbeitslosenquote von 10 Prozent, was schon beängstigend ist, sondern von 99 Prozent." Verschont blieben nur Jobs, bei denen Menschen es aus einem bestimmten Grund bevorzugen würden, dass andere Menschen diese übernähmen. "Es wird keinen Job mehr geben, der nicht automatisiert werden kann", sagte er in dem Podcast.

Auch Umschulungen würden nichts bringen, so der Experte. "Früher haben wir immer gesagt: Dieser Job wird automatisiert, lernen Sie etwas Neues, um diesen anderen Job zu machen. Aber wenn ich Ihnen sage, dass alle Berufe automatisiert werden, dann gibt es keinen Plan B." Als Beispiel nannte Yampolskiy Programmierer. "Vor zwei Jahren haben wir den Leuten gesagt, sie sollen Programmieren lernen. (...) Dann haben wir gemerkt: Oh, KI kann programmieren und wird immer besser." Dasselbe gelte für Prompt-Entwickler und alle Berufe, die am Computer ausgeführt werden.

Bleibt uns doch mehr Zeit?

Allerdings schränkte Yampolskiy auch ein, dass die Auswirkungen nicht zwangsläufig in dem von ihm beschriebenen Tempo zu spüren sein müssten. "Das bedeutet nicht, dass in der Praxis alles automatisiert wird. Oftmals existiert die Technologie zwar, wird aber nicht eingesetzt", sagte er. So seien etwa Videotelefone bereits in den 1970er Jahren erfunden worden, aber erst mit der Erfindung des iPhones 2007 wurden sie auch genutzt. "Wir haben also vielleicht noch viel Zeit mit Jobs und einer Welt, die so aussieht wie heute."

Trotz aller Schlagzeilen über eine drohende Jobkrise durch Künstliche Intelligenz zeigt sich bislang: Von einem massenhaften Stellenabbau kann in Deutschland und anderen Ländern keine Rede sein. Zwar belegen Analysen, dass KI bestimmte Routinetätigkeiten zunehmend übernimmt – etwa bei Datenerfassung oder Kundenanfragen. Doch staatliche Statistiken und Studien weisen nicht darauf hin, dass ganze Berufsbilder verschwinden oder bedroht seien.

Auch andere warnen vor Jobverlusten

Aber Yampolskiy ist nicht der Einzige, der vor einem Umbruch am Arbeitsmarkt warnt: Der ehemalige Google-Manager und Nobelpreisträger Geoffrey Hinton etwa warnte erst kürzlich in der "Financial Times" davor, dass Reiche KI nutzen würden, um menschliche Arbeitskraft zu ersetzen: "Das wird massive Arbeitslosigkeit und einen großen Sprung für die Profite erzeugen", so Hinton. "Einige wenige Leute werden dadurch reicher, die meisten anderen ärmer."

Ein massiver Verlust an Arbeitsplätzen ist laut Yampolskiy nur die Spitze des Eisbergs: Aus seiner Sicht wird auf absehbare Zeit eine künstliche Superintelligenz entwickelt werden. Diese werde in der Lage sein, selbst Dinge zu erfinden. Das würde im besten Fall globale Probleme wie Kriege und die Klimakrise lösen, im schlechtesten Fall jedoch die Menschheit auslöschen. KI-Skeptiker wie Tech-Visionär Ray Kurzweil hatten eine Superintelligenz für das Jahr 2045 vorausgesagt.

Quelle: ntv.de, kst

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