Arsen, Blei und Cadmium Giftige Metalle in Tampons nachgewiesen
11.07.2024, 17:49 Uhr Artikel anhören
Egal von welchem Hersteller oder in welchem Land die Tampons gekauft wurden. In allen, die getestet wurden, waren giftige Metalle.
(Foto: IMAGO/Pond5 Images)
Tampons erlauben Frauen, auch während der Periode flexibel zu sein. Schwimmen, Yoga oder Wellness sind damit kein Problem. Doch die Anwendung der saugstarken Monatshygiene könnte in Bezug auf ihre Inhaltsstoffe bedenklich sein, wie eine erste wissenschaftliche Untersuchung jetzt zeigt.
Tampons können giftige Metalle wie Arsen, Blei und Cadmium enthalten. Das hat ein Forschungsteam um Jenni A. Sheraston herausgefunden. "Unseres Wissens ist dies die erste Studie, in der der Gehalt an Metallen in Tampons gemessen wurde. Beunruhigenderweise fanden wir Konzentrationen aller Metalle, auf die wir getestet haben, darunter auch giftige Metalle wie Arsen und Blei", sagte Jenni A. Sheraston laut Mitteilung der University of California, Berkeley.
Bestimmte Metalle können im Körper zu verschiedenen ungesunden Reaktionen bis hin zu lebensbedrohlichen Vergiftungen führen. Sie können das Risiko für die Entwicklung von Demenz, Diabetes und Krebs erhöhen. Bestimmte Metalle schädigen nachweislich Organe wie die Leber, die Nieren und das Gehirn. Auch das Herz-Kreislauf-, Nerven- und Hormonsystem sowie die Fruchtbarkeit und die Entwicklung des Fötus können durch die Belastung durch diese Stoffe erheblich beeinträchtigt werden.
Egal, ob Bio- oder normale Tampons
Die Forscherinnen testeten deshalb insgesamt 30 Tampons von 14 verschiedenen Marken, die in Großbritannien, den USA und Europa gekauft wurden, auf 16 Metalle, darunter auch das giftige Arsen, Cadmium und Blei. Das Ergebnis: Sie fanden in allen Tampons Metalle, allerdings in verschiedenen Konzentrationen. Kein Tampon wies durchweg niedrige Konzentrationen aller oder der meisten getesteten Metalle auf, heißt es in der Mitteilung der Universität. So war etwa die Bleikonzentrationen in normalen Tampons höher als in Bio-Tampons. In Bio-Tampons wiederum war der Arsengehalt höher als in normalen Tampons.
Besonders besorgniserregend für die Studienautorinnen, deren Ergebnisse im Fachmagazin "Environmental International" veröffentlicht wurden, war das Vorhandensein von Blei mit einer durchschnittlichen Konzentration von 120 Nanogramm pro Gramm Tampon, von Cadmium mit 6,74 Nanogramm pro Gramm und von Arsen mit 2,56 Nanogramm pro Gramm. Alle drei Metalle sind bekannte Gifte, die bei bestimmten Konzentrationen zu gravierenden gesundheitlichen Einschränkungen führen. Für Blei beispielsweise wurde laut Umweltbundesamt der Grenzwert im Trinkwasser weiter abgesenkt.
Über den Ursprung der Metalle in den getesteten Tampons können die Forscherinnen nur mutmaßen. Möglich sei einerseits, dass diese aus Wasser, Luft, Erde oder durch nahegelegene Verunreinigungen durch Industrieanlagen, etwa eine Bleihütte, die sich in der Nähe von Baumwollfeldern befinden, in die verwendete Baumwolle gelangt sind. Andererseits sei aber auch denkbar, dass Metalle absichtlich bei der Herstellung des Materials für Tampons als Teil eines Pigments, Bleichmittels, antibakteriellen Mittels oder durch einen anderen Prozess in der Fabrik hinzugefügt worden sind.
Haut der Vagina besonders aufnahmefähig
"Obwohl giftige Metalle allgegenwärtig und wir jederzeit geringen Mengen davon ausgesetzt sind, zeigt unsere Studie deutlich, dass auch in Menstruationsprodukten Metalle vorhanden sind und Frauen bei der Verwendung dieser Produkte einem höheren Expositionsrisiko ausgesetzt sein könnten", sagte Kathrin Schilling von der Mailman School of Public Health der Columbia University, die an der Studie beteiligt war. Dafür spricht auch die besondere Struktur der Haut der Vagina. Diese gilt als besonders aufnahmefähig. Schadstoffe, wie die giftigen Metalle, könnten deshalb leichter als an anderen Hautstellen und zudem völlig ungefiltert in den Körper eindringen.
Die Forscherinnen sind sich im Klaren darüber, dass erst in weiteren Forschungen geklärt werden muss, ob und in welchem Ausmaß Metalle aus Tampons in den Körper gelangen und welche Konzentrationen negative Auswirkungen auf die Gesundheit von Frauen haben. Aufgrund der Ergebnisse der Untersuchung und der millionenfachen Anwendung von Frauen weltweit findet Hauptautorin Sheraston dennoch deutliche Worte: "Ich hoffe wirklich, dass die Hersteller verpflichtet werden, ihre Produkte auf Metalle zu testen, insbesondere auf toxische Metalle."
Quelle: ntv.de, jaz