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Tausende Jahre zur Erforschung? Millionen Pilzarten verstecken sich noch

Sorokina caeruleogrisea (Costa Rica). Bei den Schlauchpilzen, die vielfach scheibenförmige Fruchtkörper ausbilden, ist die geschätzte Zahl der noch nicht entdeckten Arten besonders hoch.

Sorokina caeruleogrisea (Costa Rica). Bei den Schlauchpilzen, die vielfach scheibenförmige Fruchtkörper ausbilden, ist die geschätzte Zahl der noch nicht entdeckten Arten besonders hoch.

(Foto: R. Lücking/Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin/dpa)

Herbstzeit, Pilzezeit. Fliegenpilz, Pfifferling und Trüffel kennt fast jeder Mensch. Der überwiegende Teil der Pilzarten weltweit ist Forschern zufolge noch unbekannt - sogar Millionen, schätzen Forscher. Aber wo stecken diese Pilze?

Einzeller, Flechtenbildner und Co.: Der überwiegende Teil der Pilzarten weltweit ist Forschern zufolge noch unbekannt. Nach neuen Berechnungen dürfte es zwischen 2,2 und 3,8 Millionen Arten geben - erst rund 120.000 seien bereits beschrieben, teilte der Botanische Garten Berlin mit.

Coprinellus disseminatus (Gesäter Tintling). In dieser Gattung totholzzersetzender Pilze ist die Zahl der geschätzten Arten etwa so hoch wie die Zahl der bekannten, eher eine Ausnahme unter den Pilzen.

Coprinellus disseminatus (Gesäter Tintling). In dieser Gattung totholzzersetzender Pilze ist die Zahl der geschätzten Arten etwa so hoch wie die Zahl der bekannten, eher eine Ausnahme unter den Pilzen.

(Foto: R. Lücking/Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin/dpa )

Die Einrichtung berief sich auf eine Studie von Forschern aus Berlin und London, die kürzlich im Fachblatt "Microbiology Spectrum" erschienen ist. Bisherige Schätzungen hätten demnach zwischen gut einer halben und mehr als fünf Millionen Pilzarten gelegen.

Pilze gibt es sogar im Meer

Pilze kommen auch im Meer vor. Die Forscher Robert Lücking vom Botanischen Garten Berlin und sein Londoner Kollege David Hawksworth nehmen an, dass zudem noch viele unbeschriebene Arten etwa in den Tropen zu finden sind. Auch Pilze in Insekten etwa seien bislang wenig untersucht.

Das Erkunden der unbekannten Pilze kommt aus Sicht der Forscher einer Mammutaufgabe gleich: Behalten Wissenschaftler die gegenwärtige Geschwindigkeit bei der Beschreibung bei, bräuchten sie dafür noch 1500 bis 2500 Jahre, hieß es. Weil aber viele Lebensräume zerstört werden, gehen die Experten von schwindender Vielfalt aus. Das lässt das Aussterben vieler Arten noch vor ihrer Entdeckung erwarten.

Mehrere Methoden zur Schätzung

Ihre Schätzwerte errechneten die Forscher mittels mehrerer Methoden. Sie analysierten unter anderem Genmaterial von Organismen aus Boden- und Wasserproben. Zudem nutzten sie Daten zum bekannten Vorkommen von Pilzen pro Pflanzenart.

Pilze vereinen nach Angaben des Botanischen Gartens Eigenschaften von Tieren und Pflanzen, sie gälten inzwischen aber als näher mit Tieren verwandt. Insgesamt sind Pilze den Angaben nach zu deutlich geringeren Anteilen erforscht als die nach Forscherangaben geschätzt 390.000 Pflanzen- und etwa sieben Millionen Tierarten.

Quelle: ntv.de, abe/dpa

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