Entgegen der inneren Uhr Nachtaktive Menschen sterben früher
12.04.2018, 20:07 Uhr
Laut Studie haben "Nachteulen" einen deutlich stärkeren Hang zu psychischen Problemen, Diabetes, Magen- und Atembeschwerden.
(Foto: imago/photothek)
Der frühe Vogel fängt den Wurm: Laut einer aktuellen Studie haben Frühaufsteher eine deutlich höhere Lebenserwartung als ihre nachtaktiven Mitmenschen. Ob man früher Vogel oder eher Nachteule ist, kann man sich laut Forschern allerdings nicht aussuchen.
Wer gerne früh in den Tag startet, lebt laut einer neuen Studie länger. Nachteulen haben dagegen ein höheres Sterberisiko, wie Forscher aus den USA und Großbritannien in ihrer Studie, deren Ergebnisse sie in der Fachzeitschrift "Chronobiology International" vorstellten, herausfanden. Die Wissenschaftler der Universität Surrey und der Northwestern-Universität in Chicago untersuchten 430.000 Menschen im Alter zwischen 38 und 73 Jahren in Großbritannien.
Sie fanden heraus, dass die extrem nachtaktiven Teilnehmer während des Untersuchungszeitraums von sechseinhalb Jahren ein um zehn Prozent erhöhtes Sterberisiko hatten als die Frühaufsteher. "Das ist ein Problem der öffentlichen Gesundheit, das man nicht mehr ignorieren kann", betonte Malcolm Schantz von der Universität Surrey. Den "Nachttypen" müsse ermöglicht werden, ihre Arbeitszeiten nach hinten zu verlegen. "Nachteulen, die versuchen in einer Welt der Morgenmenschen zu leben, können gesundheitliche Probleme bekommen", sagte Ko-Autorin Kristen Knutson aus Chicago.
In den sechseinhalb Jahren der Untersuchung starben insgesamt etwa 10.500 Teilnehmer. In der "Nachteulen"-Gruppe starben zehn Prozent mehr Teilnehmer als in der eindeutigen Frühaufsteher-Gruppe. Wichtige Faktoren, wie Gewicht, Tabakkonsum und sozioökonomischer Status der Probanden wurden bei der Erhebung der Daten berücksichtigt.
"Keine Charakterschwäche"
Die "Nachteulen" hatten darüber hinaus einen deutlich stärkeren Hang zu psychischen Problemen und öfter Diabetes, Magen- und Atembeschwerden. Sie schliefen pro Nacht insgesamt weniger Stunden, sie konsumierten vergleichsweise mehr Zigaretten, Alkohol und Kaffee oder illegale Drogen.
Das größere Sterberisiko könnte laut den Wissenschaftlern darauf zurückzuführen sein, dass die Nachtaktiven ständig gegen ihre innere Uhr lebten. Es könne auch an psychischem Stress liegen oder daran, dass diese Menschen zu der für ihren Körper falschen Zeit essen. Auch Schlafmangel, nächtliches Wachsein oder Drogen- und Alkoholkonsum erhöhten das Risiko eines früheren Todes.
Die Wissenschaftler sprachen sich aufgrund ihrer Ergebnisse für einen speziellen Umgang mit nachtaktiven Menschen aus. Deren innere Uhr sei genetisch vorbestimmt, "und nicht einfach eine Charakterschwäche". "Jobs und Arbeitszeiten könnten für Eulen flexibler gestaltet werden", sagte Knutson. "Sie sollten nicht gezwungen werden, für eine Acht-Uhr-Schicht aufzustehen."
Frühere Studien hatten bereits einen Zusammenhang zwischen Schlafmangel und der Neigung zu Herz-Kreislauferkrankungen oder Diabetes festgestellt. Es ist aber das erste Mal, dass das Sterberisiko untersucht wurde.
Quelle: ntv.de, hny/AFP