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Diagnose mit SchachbrettmustertestNetzhautzellen sind bei ADHS überaktiv

14.04.2015, 12:00 Uhr
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Die Terrazza Mascagni in Livorno im Schachbrettmuster: Mit dem Schachbrett-Muster-Elektroretinogramm wurde ein Verfahren aus der Augenheilkunde benutzt. (Foto: imago stock&people)

ADHS oder nur besonders lebhaft? Diese Frage stellen sich viele Eltern, die am Ende ihrer Kräfte und verunsichert sind. Kinderarztbesuche enden oft mit einem Rezept und noch mehr Fragen. Diese könnte durch einen Augentest beantwortet werden.

Bisher wurde die Diagnose der Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) vor allem aufgrund der Krankengeschichte und anhand von Symptomen erstellt, denn über die Ursachen für das Syndrom kann man keine sicheren Angaben machen. Das könnte bald der Vergangenheit angehören. Forscher des Universitätsklinikums Freiberg haben einen wichtigen Zusammenhang zwischen ADHS und der reizunabhängigen Aktivität von Nervenzellen in der Netzhaut entdeckt. "Wir fanden klare Hinweise, dass die mangelnde Aufmerksamkeit bei ADHS mit verstärktem Hintergrundrauschen in der Netzhaut einhergeht", sagt Prof. Dr. Ludger Tebartz van Elst, Leitender Oberarzt an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg.

Die Forscher untersuchten mit einer in der Augenheilkunde bereits etablierten Messmethode 20 Probanden mit und ohne ADHS. Die Studienteilnehmer sahen auf einen Bildschirm mit Schachbrettmuster, bei dem sich die hellen und die dunklen Felder schnell vertauschten. Währenddessen wurde die Aktivität der Ganglienzellen in der Netzhaut gemessen. Mit dem sogenannten Schachbrett-Muster-Elektroretinogramm wurde ein etabliertes Verfahren aus der Augenheilkunde benutzt, das beispielsweise für die Diagnose des Grünen Stars hilfreich ist.

Beweis steht noch aus

Eine verstärkte reizunabhängige Aktivität, die auch als neuronales Hintergrundrauschen in den Nervenzellen bezeichnet wird, wurde bei ADHS schon lange vermutet, bisher aber nie bewiesen. Ein Dopaminmangel in den Gehirnzellen, der für das Hintergrundrauschen ursächlich sein könnte, ist ebenfalls ein Befund für ADHS. Die Studienergebnisse stützen nun die Annahme, dass das Hintergrundrauschen "der pathophysiologische Mechanismus ist, der dem ADHS zugrunde liegt", so van Elst weiter.

Sollten sich die Erkenntnisse der Forscher in weiteren Untersuchungen bestätigen, dann hätte man nicht nur ein recht einfaches Instrument, um ADHS zu diagnostizieren. Man könnte zudem den Therapieerfolg von Medikamenten messen. Mit einem einwandfreien ADHS-Test würde man endlich auch den Streitigkeiten um die Existenz von ADHS ein Ende setzen können und Fehldiagnosen ausschließen.

Quelle: ntv.de, jaz

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