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Fettzellen gegen Glatze Neue Methode gegen Haarausfall entdeckt

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Bis zu 80 Prozent der Männer in Deutschland sind im Laufe ihres Lebens von Haarausfall betroffen. Bei Frauen ist es etwa jede Dritte.

Bis zu 80 Prozent der Männer in Deutschland sind im Laufe ihres Lebens von Haarausfall betroffen. Bei Frauen ist es etwa jede Dritte.

(Foto: picture alliance/dpa)

Eine Glatze ganz ohne OP oder Medikamente rückgängig machen? Das könnte womöglich bald Realität werden. Forschende entdecken eine Methode, die Haarwachstum durch Fettzellen aktiviert - erste Tests an Mäusen zeigen schnelle Erfolge.

Kahlstellen, Geheimratsecken, dünner werdendes Haar: Millionen Menschen kennen das Problem. Wer seine volle Haarpracht zurückhaben möchte, dem bleibt häufig nur der Weg über die Haartransplantation. Das könnte sich in Zukunft allerdings ändern. Forschende der National Taiwan University haben jetzt eine neue Methode gegen Haarausfall entdeckt, ganz ohne chirurgischen Eingriff oder Medikamente. Einem Team um den Systembiologen Kang-Yu Tai ist es gelungen, das Haarwachstum bei Mäusen innerhalb von nur 20 Tagen wieder anzuregen - allein durch die Aktivierung von Fettzellen in der Haut.

"Die Körper der meisten Säugetiere sind mit einem dichten Fell bedeckt, das als erste Schutzbarriere dient", schreiben Tai und seine Kollegen im Fachjournal "Cell Metabolism". "Wenn die obere Hautschicht verletzt oder gereizt wird, löst das ein Signal aus, diese erste Barriere - also das Haar - wiederherzustellen." Die Forschenden knüpfen damit an eine bekannte Beobachtung an: Kleine Hautverletzungen oder Reizungen können das Haarwachstum anregen. Warum das so ist, war bislang allerdings unklar.

Entzündung löst Kettenreaktion aus

Für ihre Studie rasierten die Forschenden Mäuse und fügten der Haut anschließend leichte Reizungen zu - entweder durch chemische Substanzen oder durch Hitze. Dabei stellten sie fest, dass die Reizung eine lokale Entzündung auslöste. An der betroffenen Stelle rückten Immunzellen, sogenannte Makrophagen, an. Diese sendeten Signale an Fettzellen im Gewebe. Diese wiederum begannen, Fettsäuren freizusetzen, die von Haarstammzellen aufgenommen wurden. Das war den Forschenden zufolge der entscheidende Reiz: Die Stammzellen begannen, neue Haare zu bilden.

"Wir konnten zeigen, dass die Aktivierung der Fettzellen nachgeschaltet zur Immunreaktion erfolgt und Teil der natürlichen Regenerationskette nach einer Hautverletzung ist", so die Autoren. Anschließend versuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, den Prozess ohne Verletzung auszulösen. Sie entwickelten ein Serum, das die identifizierten Fettsäuren enthielt, und trugen es direkt auf die Haut der Tiere auf. Das Ergebnis war verblüffend: Nach rund 20 Tagen begann in den behandelten Bereichen erneut kräftiges Haar zu sprießen.

Allerdings gibt es eine Einschränkung: Das Verfahren wirkt nur bei Haarfollikeln, die sich in einer Ruhephase befinden - also grundsätzlich noch aktivierbar sind. Bei fortgeschrittener Glatzenbildung, bei der viele Follikel bereits vollständig verkümmert sind, dürfte die Methode daher nur eingeschränkt funktionieren.

Hoffnung auf neue Therapien

Trotz dieser Limitation sehen die Forschenden in ihrer Entdeckung großes Potenzial für die Behandlung von Haarausfall. Denn das Verfahren sei vergleichsweise einfach, sicher und schnell umsetzbar. "Diese Fettsäuren kommen natürlich im Körper vor und haben ein etabliertes Sicherheitsprofil", schreiben Tai und sein Team. "Das eröffnet beträchtliche Möglichkeiten für zukünftige Behandlungen von Haarausfall."

Derzeit arbeitet das Team an der Übertragung der Methode auf menschliche Hautmodelle. Sollten sich die Ergebnisse bestätigen, könnten in den kommenden Jahren klinische Studien folgen. Für viele Betroffene könnte das langfristig bedeuten: mehr Hoffnung auf eine natürliche Haarregeneration - ganz ohne Transplantation, Hormonbehandlung oder riskante Medikamente.

Quelle: ntv.de, hny

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