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Mittel gegen Glatzenbildung? Neuer Wirkstoff unterstützt Haarwachstum

Ursache für den typischen Haarausfall bei Männern ist häufig eine vererbte Veranlagung.

Ursache für den typischen Haarausfall bei Männern ist häufig eine vererbte Veranlagung.

Hoffnung auf ein besseres Mittel gegen Haarausfall: Die Nebenwirkung eines Medikaments bringt Forscher auf die richtige Spur. Ein schon länger bekannter Wirkstoff könnte sich lichtendes Haar wieder stärker sprießen lassen.

Ein neuer Wirkstoff weckt Hoffnungen auf ein besseres Mittel gegen Haarausfall. Die ursprünglich zur Behandlung von Osteoporose (Knochenschwund) eingesetzte Substanz unterstütze das Haarwachstum, berichten Forscher um Ralf Paus von der University of Manchester (Großbritannien) in der Fachzeitschrift "PLOS Biology". Ursache für den typischen Haarausfall bei Männern ist häufig eine vererbte Veranlagung, die Haarfollikel empfindlich auf das männliche Geschlechtshormon Testosteron reagieren lässt.

Ausgegangen waren die Forscher von einem anderen Wirkstoff: Cyclosporin A. Es wird zur Unterdrückung von Reaktionen des Immunsystems verwendet, etwa nach Organtransplantationen. Das Mittel hat verschiedene Nebenwirkungen, eine der harmloseren ist übermäßiges Haarwachstum. Das Team um Paus untersuchte im Labor die Wirkung von Cyclosporin A an Haarfollikeln - Hauteinbuchtungen, in denen Haare wachsen. Die Wissenschaftler ermittelten, welche Gene in den Haarfollikeln aktiviert werden.

Sie fanden einen Einfluss auf den sogenannten Wnt-Signalweg, der in vielen Geweben entscheidend für Entwicklung und Wachstum ist. Cyclosporin A hemmt das Protein SFRP1, das wiederum hemmend auf den Wnt-Signalweg einwirkt. Zu SFRP1 gibt es einen bekannten Gegenspieler, WAY-316606 - ein Wirkstoff gegen Osteoporose. Dessen Wirkung auf Haarfollikel untersuchten die Forscher genauer und entdeckten, dass er die Haarschaftproduktion (Verlängerung) bereits zwei Tage nach der Behandlung signifikant verstärkte.

Bisher oft nur dürftige Behandlungsergebnisse

Bisher werden hauptsächlich zwei Arzneistoffe, Minoxidil und Finasterid, zur Behandlung von Haarausfall eingesetzt. Beide führen oft zu dürftigen Behandlungsergebnissen und haben mittelschwere Nebenwirkungen. Deshalb werden auch Haartransplantationen vorgenommen. Von WAY-316606 sei bisher keine negative Einwirkung auf den menschlichen Körper bekannt, schreiben Paus und Kollegen. Durch seine Wirkungsweise könne der Wirkstoff auch das Krebsrisiko umgehen, das mit einer dauerhaften Überaktivierung des Wnt-Signalwegs verbunden sei.

Dank der Kooperation mit einem Haartransplantations-Chirurgen konnten die Experimente der Forscher an echten Haarfollikeln, die von 40 Patienten gespendet worden waren, durchgeführt werden. "Dies macht unsere Forschung klinisch sehr relevant, da viele Haarforschungsstudien nur Zellkultur verwenden", sagt Nathan Hawkshaw von der University of Manchester, Erstautor der Studie.

Der Bonner Dermatologe Gerhard Lutz bezeichnet die Forschungsergebnisse als "wissenschaftlich fundiert erstellt". Vor vielen Jahren sei in einem Fachartikel die erfolgreiche Behandlung von kreisrundem Haarausfall mit Cyclosporin A beschrieben worden. "Allerdings kann das Medikament aufgrund seiner Nebenwirkungen nicht im klinischen Alltag eingesetzt werden." Cyclosporin A eigne sich aber als Leitsubstanz zum Auffinden neuer Behandlungswege. Über das Herunterregeln spezifischer Proteine "könnten sich neue Therapieansätze ergeben".

Quelle: ntv.de, Stefan Parsch, dpa

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