Wissen

"Abfälle einzigartig verpackt" Schlangen scheiden Kristalle aus - was können wir daraus lernen?

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Reptilien scheiden Urate - also feste Strukturen - aus, statt zu pinkeln. Ein Wissenschaftsteam hat diese genauer unter die Lupe genommen.

Reptilien scheiden Urate - also feste Strukturen - aus, statt zu pinkeln. Ein Wissenschaftsteam hat diese genauer unter die Lupe genommen.

(Foto: Adapted from the Journal of the American Chemical Society 2025/dpa)

Auch Schlangen müssen bestimmte Stoffe wieder loswerden. Aber die Reptilien pinkeln nicht, sondern scheiden stattdessen winzige Kristallkügelchen aus. Die Strukturen sollen Erkenntnisse für neue Therapien liefern - etwa bei Gicht oder Nierensteinen.

Feste "Kristalle" statt Pinkeln im Strahl: Schlangen scheiden feste Strukturen aus, die an Kristalle erinnern. Ein Team der Georgetown University in Washington hat die Ausscheidungen genauer unter die Lupe genommen - und sieht Potenzial, aus ihnen auch etwas für die Behandlung von Krankheiten bei Menschen lernen zu können.

Was Lebewesen in ihre Körper aufnehmen, aber nicht langfristig benötigen, muss wieder hinaus. Bei Menschen werde überschüssiger Stickstoff in Form von Harnstoff, Harnsäure und Ammoniak mit Wasser über flüssigen Urin ausgeschieden, schreiben die Autorinnen und Autoren im "Journal of the American Chemical Society".

Viele Reptilien und Vögel lagerten stickstoffhaltige Chemikalien hingegen in Form von Harnsäure ab und entledigten sich dieser über die Kloake. Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich diese Methode bei den Tieren entwickelt hat, um kein unnötiges Wasser zu verlieren. Je nach Lebensraum kann dies einen evolutionären Vorteil darstellen.

Winzige Kügelchen mit wichtiger Funktion

Die Forschenden untersuchten Urate - so wird der feste Urin genannt - von 20 verschiedenen Arten, unter anderem vom Königspython (Python regius). Unter dem Mikroskop zeigte sich demnach, dass die Urate aus winzigen Kügelchen mit jeweils 1 bis 10 Mikrometern (Tausendstel Millimeter) Durchmesser bestehen.

Eine Analyse mit Röntgenstrahlen offenbarte sogar noch kleinere Nanokristalle aus Wasser und Harnsäure. Zudem fanden die Wissenschaftler Hinweise darauf, dass Harnsäure bei Reptilien auch eine schützende Funktion hat: Sie könnte giftiges Ammoniak in eine ungiftige, feste Form umwandeln. Diese physiologische Funktion von Harnsäure sei bislang nicht bekannt gewesen. Die Forschung zeige, wie Reptilien kristalline Abfälle "auf einzigartige Weise verpacken und ausscheiden", heißt es.

Von Schlangen lernen?

Beim Menschen hingegen kann zu viel Harnsäure zum schmerzhaften Problem werden: Eine zu hohe Konzentration im Blut führt zur Bildung harter Kristalle in Gelenken oder Nieren - bekannt als Gicht oder Nierensteine. Die Forscher hoffen, dass das Verständnis der reptilientypischen Harnsäure-Strukturen dabei helfen könnte, diese Beschwerden besser zu behandeln.

"Uns interessiert, wie Reptilien es schaffen, diese Substanzen sicher auszuscheiden - in der Hoffnung, dass dies zu neuen Ansätzen zur Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten führen könnte", erklärt Studienautorin Jennifer Swift. Ob ein ähnlicher Mechanismus, in dem die Harnsäure eine schützende Rolle spielt, auch beim Menschen existiert und genutzt werden kann, müsse noch erforscht werden, schreibt das Team.

Nach Angaben des Universitätsklinikums Freiburg erkranken etwa fünf Prozent der Erwachsenen in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben an Nierensteinen. Besonders gehäuft treten sie bei Männern im Alter von 30 bis 60 Jahren auf. Als Risikofaktoren gelten Flüssigkeitsmangel sowie eine ungesunde Ernährung.

Quelle: ntv.de, Larissa Schwedes, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen