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Drei Einsätze im September Spezial-Bremsschicht rettet Menschenleben an Flughäfen

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Auf dem Roanoke-Blacksburg Regional Airport im US-Bundesstaat Virginia brachte EMAS eine Maschine mit 53 Menschen an Bord sicher zum Stehen.

Auf dem Roanoke-Blacksburg Regional Airport im US-Bundesstaat Virginia brachte EMAS eine Maschine mit 53 Menschen an Bord sicher zum Stehen.

(Foto: AP)

Es erhält wenig Publicity, doch stellt sich seit einigen Jahren als Lebensretter heraus: Das EMAS-System ist mittlerweile an vielen Flughäfen weltweit installiert - zuletzt kam es zu drei Einsätzen in kurzer Folge. Die Technik dahinter ist so simpel wie effektiv.

Gleich mehrfach rettete in den vergangenen Wochen eine neuartige Sicherheitstechnologie an Flughäfen womöglich Menschenleben: EMAS ("Engineered Materials Arresting System") heißt das System, das zuletzt auf dem Roanoke-Blacksburg Regional Airport im US-Bundesstaat Virginia eine Maschine mit 53 Menschen an Bord vor einer möglichen Katastrophe bewahrte. Sie war beim Anflug über die Landebahn hinausgeschossen.

EMAS ähnelt den Notbremswegen für Lkw auf Autobahnen: Am Ende einer Landebahn liegt eine Art erhöhter Teppich aus Beton. Rauscht ein Flugzeug über die Landbahn hinaus, bricht die dünne Betonschicht - das Fahrwerk drückt sich in die darunterliegende Schicht aus Porenbeton oder Schaumglas-Granulat. Diese funktioniert wie ein Kiesbett in der Formel 1 und bremst das Flugzeug schlagartig ab.

Gewicht lässt Flugzeuge einbrechen

Das Material ist so gewählt, dass nur schwere Flugzeuge einbrechen, nicht jedoch Rettungs- oder Löschfahrzeuge. Ein Vorteil ist zudem, dass die teuren Flugzeuge eine EMAS-Notbremsung relativ unbeschadet überstehen. Dadurch sollen sich auch die Kosten der Systeme gegenüber alternativen Sicherheitsmaßnahmen rechnen. EMAS-Anlagen sollen Flugzeuge stoppen können, die mit bis zu 130 km/h über die Landebahn hinausschießen.

Hintergrund der Entwicklung: In den 1990er Jahren suchte die US-Bundesluftfahrtbehörde FAA nach Wegen, um die Sicherheit an Flughäfen zu verbessern. Bei einigen war es nicht möglich, die mittlerweile vorgesehenen längeren Auslaufzonen am Ende der Landebahn einzuhalten, weil Hindernisse wie Gewässer, Autobahnen oder Eisenbahnlinien im Weg waren. Gemeinsam mit Forschern der University of Dayton wurde damals EMAS entwickelt.

Poröses Material in der EMAS-Schicht bremst selbst größere Flugzeuge abrupt ab.

Poröses Material in der EMAS-Schicht bremst selbst größere Flugzeuge abrupt ab.

(Foto: picture alliance / BeckerBredel)

Auch in Deutschland im Einsatz

Dank des EMAS-Systems gab es bei dem Vorfall auf dem Roanoke-Blacksburg Regional Airport in Virginia keine Verletzten. Wenige Tage zuvor hatte ein EMAS-System einen Business-Jet in Boca Raton in Florida davor bewahrt, über die Landebahn hinaus auf einen stark befahrenen Highway zu rutschen. Womöglich wurde auch hier Schlimmeres verhindert. Ebenfalls ein Business-Jet konnte Anfang September in Chicago rechtzeitig gebremst werden.

"Die Vorfälle in Chicago und Boca Raton zeigen deutlich, wie lebensrettend die EMAS-Technologie ist", sagte FAA-Sprecher Bryan Bedford laut einer Mitteilung. "Diese beiden Systeme haben genau das getan, wozu sie entwickelt wurden - Flugzeuge sicher zu stoppen, wenn sie von der Landebahn abkommen. Diese Technologie leistet einen wichtigen Beitrag zur Verhinderung schwerer Unfälle."

In den USA sind mittlerweile 70 Flughäfen mit dem EMAS-Sicherheitssystem ausgestattet. Mehr als 20 Mal hat es seit 1999 in den USA schlimmere Unfälle verhindert, fast 500 Passagiere und Crewmitglieder waren involviert. In Deutschland verfügt der Flughafen in Saarbrücken seit 2019 als erster des Landes über den Sicherheits-Bremsweg EMAS.

Quelle: ntv.de

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