Unicef warnt vor Folgen Weltweit sind mehr Kinder fettleibig als untergewichtig
10.09.2025, 03:29 Uhr Artikel anhören
Wer schon in jungen Jahren stark übergewichtig ist, hat ein hohes Risiko, es auch später zu bleiben.
(Foto: picture alliance/dpa)
Viele Kinder leiden keinen Hunger, sind aber trotzdem mangelernährt. Sie bekommen zwar viel zu essen – aber das Falsche. In den meisten Ländern der Welt ist Fettleibigkeit inzwischen ein größeres Problem als Untergewicht.
Starkes Übergewicht löst nach Unicef-Angaben erstmals Untergewicht als die häufigste Form der Fehlernährung bei Kindern und Jugendlichen ab. Dem Unicef-Ernährungsbericht zufolge ging Untergewicht bei Kindern im Alter von 5 bis 19 Jahren seit 2000 von rund 13 Prozent auf 9,2 Prozent zurück, während Fettleibigkeit, also krankhaftes Übergewicht, von 3 Prozent auf 9,4 Prozent stieg.
Damit tritt Fettleibigkeit erstmals in den meisten Regionen der Welt häufiger auf als Untergewicht - mit Ausnahme von Subsahara-Afrika und Südasien. Der Ernährungsbericht stützt sich laut Unicef Deutschland auf Daten aus über 190 Ländern und umfasst Haushaltsbefragungen, modellierte Schätzungen, Prognosen und Umfragen. In vielen Ländern mit hohem Einkommen ist der Anteil adipöser, also stark übergewichtiger Kinder und Jugendlicher demnach sehr hoch. In Chile sind beispielsweise 27 Prozent der 5- bis 19-Jährigen betroffen. In den USA und in den Vereinigten Arabischen Emiraten sind es 21 Prozent.
In Deutschland ist jedes vierte Kind zu dick
In Deutschland sind die Zahlen laut Unicef relativ konstant. Jedes vierte deutsche Kind im Alter von 5 bis 19 Jahren ist demnach übergewichtig, mit leicht steigender Tendenz: von 24 Prozent im Jahr 2000 auf 25 Prozent im Jahr 2022. Der Anteil adipöser Kinder in dieser Altersgruppe ist bei acht Prozent konstant.
"Wenn wir über Mangelernährung sprechen, geht es nicht mehr nur um untergewichtige Kinder", fasst Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell die Ergebnisse zusammen. "Fettleibigkeit ist ein wachsendes Problem, das sich auf die Gesundheit und Entwicklung von Kindern auswirken kann. Stark verarbeitete Lebensmittel ersetzen zunehmend Obst, Gemüse und Proteine in einer Lebensphase, in der Ernährung eine entscheidende Rolle für das Wachstum, die kognitive Entwicklung und die psychische Gesundheit von Kindern spielt."
Der Report warnt davor, dass stark verarbeitete Lebensmittel und Fast Food oft preiswert zu bekommen seien und aggressiv vermarktet würden. Zudem beeinflusse das Marketing der Lebensmittel- und Getränkeindustrie über digitale Kanäle das junge Publikum sehr wirkungsvoll. Die Folgen von Übergewicht gehen weit über gesundheitliche Risiken hinaus: Übergewichtige Kinder fehlen laut Unicef häufiger in der Schule, haben Probleme mit ihrem Selbstwertgefühl und sind häufiger Mobbing ausgesetzt. Einmal in der Kindheit oder Jugend entstanden, sei Fettleibigkeit nur schwer rückgängig zu machen und bleibe oftmals bis ins Erwachsenenalter bestehen, warnt Unicef.
Als Positivbeispiel hebt der Bericht unter anderem Mexiko hervor. Dort habe die Regierung kürzlich den Verkauf und Vertrieb von stark verarbeiteten Lebensmitteln und Produkten mit hohem Salz-, Zucker- und Fettgehalt in öffentlichen Schulen verboten. Davon profitierten über 34 Millionen Kinder.
Quelle: ntv.de, ino/dpa