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Hausarbeit und KinderbetreuungWerden Frauen durch Arbeit im Homeoffice benachteiligt?

13.11.2025, 13:18 Uhr
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Das Verschwimmen der Grenzen von Arbeits- und Berufsleben kann Nachteile für Frauen bringen. (Foto: imago/BE&W)

Arbeiten im Homeoffice ist in den vergangenen Jahren zu einem festen Bestandteil für viele Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen geworden. Doch wie wirkt sich das auf die Geschlechtergerechtigkeit aus? Ein Faktor ist entscheidend.

Homeoffice wird seit der Coronapandemie oft als eine gute Möglichkeit für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie angesehen. Doch einige Frauen fühlen sich wegen zusätzlicher Belastungen im Haushalt und bei der Kinderbetreuung in der Homeoffice-Falle gefangen. Ein internationales Forschungsteam wollte deshalb wissen, welche Auswirkungen der häusliche Arbeitsplatz auf die Aufteilung der Hausarbeit und Kinderbetreuung zwischen Frauen und Männern hat. Das Ergebnis: Das Rollenbild von Männern und Frauen ist entscheidend.

Für die Untersuchung zog ein Forschungsduo der Universität Konstanz und des Global Institute for Women's Leadership am King's College London die Daten des Deutschen Beziehungs- und Familienpanels (pairfam) aus den Jahren 2008 bis 2021 heran. Bei der Auswertung zeigt sich: Nur Männer mit progressiven Ansichten zu Geschlechterrollen übernehmen bei mehr Homeoffice auch mehr Tätigkeiten im Haushalt. Männer mit traditionellen Rollenbildern hingegen verändern ihr Verhalten kaum. Umgekehrt leisten eher traditionell eingestellte Frauen im Homeoffice noch mehr unbezahlte Care-Arbeit.

Familienzeit oder längere Arbeitszeit

"Homeoffice kann ein großer Gleichmacher sein - aber nur in Haushalten, in denen Männer sich selbst als gleichberechtigte Partner in der Fürsorge sehen", erklärt Heejung Chung, Direktorin des Global Institute for Women's Leadership laut Mitteilung der Uni Konstanz. Heterosexuelle Paare, die Hausarbeit als gemeinsame Verantwortung begriffen, nutzten in der Zeit der Pandemie die zusätzliche Flexibilität durch Homeoffice, um mehr Familienzeit zu haben. Männer in Beziehungen mit traditionellem Geschlechterrollenverständnis nutzen das Homeoffice, um noch mehr Zeit in die Arbeit zu investieren.

"Es braucht auch einen kulturellen Wandel, der die Aufteilung der Aufgaben in der Familie verändert", betont Olga Laschenko von der Uni Konstanz angesichts ihrer Ergebnisse, die im Fachmagazin "European Sociological Review" veröffentlicht wurden. Ohne gesellschaftlichen Wandel könne das Arbeiten im Homeoffice bestehende Ungleichheiten sogar vertiefen, schreibt das Forschungsduo und fordert deshalb politische Maßnahmen, die fortschrittliche Rollenbilder stärken.

Quelle: ntv.de, jaz

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