Panorama

230.000 Tsunami-Tote Gedenken an Opfer

Drei Jahre nach der verheerenden Tsunami- Katastrophe in Süd- und Südostasien haben die Menschen in den betroffenen Ländern der mehr als 230.000 Toten gedacht. Mit Schweigeminuten und Gottesdiensten wurde an die Tragödie vom zweiten Weihnachtsfeiertag 2004 erinnert. Damals hatte eine gewaltige Flutwelle, ausgelöst durch ein schweres Erdbeben vor der indonesischen Insel Sumatra, mit unvorstellbarer Wucht weite Küstenregionen in Indonesien, Sri Lanka, Indien, Thailand und auf den Malediven zerstört.

In der indonesischen Provinz Aceh gedachten Hunderte Überlebende mit Gebeten unter freiem Himmel der Opfer. Indonesien war am schlimmsten betroffen. Allein in Aceh kamen etwa 170.000 Menschen ums Leben. "Der Tsunami war eine Prüfung Gottes", sagte der Chef des Distrikts Aceh Jaya, Azhar Abdurrahman. Auch in anderen Teilen der Provinz versammelten sich Menschen in stillem Gedenken.

Im Westen der Hauptinsel Java hatten die Behörden die Bewohner der Provinz Banten zu einer Katastrophenübung aufgerufen. Insgesamt 9000 Menschen beteiligten sich, als die Folgen eines Erdbebens der Stärke 8,5 auf der Richterskala simuliert wurden. In Anwesenheit von Staatspräsident Susilo Bambang Yudhoyono kam auch ein Warnsystem zum Einsatz, das nach der Tsunami-Katastrophe vor drei Jahren in der besonders erdbebengefährdeten Region installiert worden war.

Kerzen und Laternen in Thailand

Im benachbarten Thailand werden am Abend 100.000 Kerzen am Strand der Ferieninsel Phuket entzündet. Den ganzen Tag über gab es Gedenkfeiern. Im wenige Kilometer nördlich gelegenen Ort Khao Lak brannten 5395 Laternen - so viele Tote wurden in Thailand gezählt. Darunter waren auch viele Urlauber aus Europa.

"Die Zahl der Gedenkfeiern hat im Vergleich zum vergangenen Jahr abgenommen", berichtete aus Phuket der Deutsche Klaus Orlik, der in dem Badeort eine Tauchschule betreibt. Zusammen mit Kollegen sowie Freunden und Gästen hat sich Orlik nach der Katastrophe für den Wiederaufbau eingesetzt. "Unter anderem haben wir eine Schule teilweise wieder aufgebaut und zwei weitere unterstützt. Außerdem haben wir mehr als 200 Boote für die Fischer gekauft", sagt er. Auch Patenschaften für Waisenkinder seien übernommen worden.

Schweigeminuten in Sri Lanka

Mit Schweigeminuten gedachten die Menschen in Sri Lanka der rund 40.000 Toten. Die zentrale Gedenkfeier fand in Matara an der Südspitze des Inselstaates statt. Überlebende versammelten sich zu kleineren Gedenkfeiern entlang der Küste oder an Massengräbern, wo viele der Toten begraben worden waren. Der Tsunami hatte in dem Inselstaat etwa zwei Drittel der Küste verwüstet. Rund 117.000 Häuser waren zerstört oder stark beschädigt worden. Nach offiziellen Angaben wurden bislang 97.000 neue Häuser errichtet, 20.000 sind noch im Bau.

Schleppende Hilfe in Indien

Weit weniger erfolgreich beim Wiederaufbau sind die Behörden in Indien, wo die Menschen mit Gebeten und Schweigemärschen an die mehr als 12.000 Toten erinnerten. In den südlichen Bundesstaaten Andhra Pradesh, Tamil Nadu und Kerala ist nach Angaben der Vereinten Nationen erst die Hälfte der geplanten 76.000 Häuser gebaut worden. Besonders prekär ist die Situation auf der Inselgruppe der Andamanen und Nikobaren, wo dem UN-Bericht zufolge erst 200 von 9797 Gebäuden fertiggestellt wurden.

Viele Überlebende in Indien beklagen zudem den oft katastrophalen Zustand ihrer neuen Behausungen. "Überall ist Abwasser, meine Kinder schlafen im Schlamm", klagte eine Frau aus Nagapattinam im Sender NDTV. In der Region hatten Hilfsorganisationen einfache Reihenhäuser aus dem Boden gestampft - allerdings ohne Abwassersystem. "Was für eine Hilfe soll das sein?", fragte die verzweifelte Frau. Und mit Tränen in den Augen ergänzte sie, schon oft habe sie sich gewünscht, die Flutwelle hätte auch sie vor drei Jahren ins Meer gerissen.

Der Tsunami vom 26. Dezember 2004 gilt als schlimmste Naturkatastrophe seit Menschengedenken. Auslöser war ein Erdbeben der Stärke 9,0 am Meeresboden vor der indonesischen Insel Sumatra. Die genaue Zahl der Toten wird voraussichtlich nie genau zu ermitteln sein. Mindestens 1,5 Millionen Menschen verloren ihr Obdach. Die Schäden werden auf etwa 10 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Betroffen waren zwölf Länder, insbesondere Indonesien, Sri Lanka, Indien und Thailand. Unter den Opfern waren auch rund 550 deutsche Touristen. Die meisten davon kamen in Thailand um. Das Seebeben mit Hebungen und Senkungen des Meeresgrundes war entstanden, als sich die Indische, Australische und Eurasische Platte bei ihren Verschiebungen verhakten. So entstand eine gewaltige Welle.

Quelle: ntv.de

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