Panorama

Fehlende Karrierechancen Gute Schüler meiden Lehrerberuf

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Zu wenig Aufstiegschancen im Beruf und schlechte Ausbildung im Studium: Der Lehrerberuf wird besonders von den guten Abiturienten als wenig attraktiv empfunden. Der Lehrerverband fordert eine Fülle von Reformen.

Gerade die besten Schüler wollen nur selten Lehrer werden. Die guten Abiturienten vermissen vor allem Aufstiegschancen in dem Beruf, wie aus dem in Berlin vorgelegten Hochschul-Bildungsreport des Stifterverbandes und der Unternehmensberatung McKinsey hervorgeht. Problematisch wird auch bewertet, dass immer weniger Männer an Grundschulen unterrichten wollen.

Nur für 17 Prozent der guten Abiturienten ist laut einer Umfrage für den Bildungsreport der Lehrerberuf eine tatsächliche Option. Mitschüler mit schlechteren Noten zeigen dagegen ein deutlich größeres Interesse. Während fast die Hälfte (48,3 Prozent) aller Abiturienten mit einer Durchschnittsnote zwischen 2,1 und 4,0 am Lehrerberuf "eher" bis "sehr" interessiert ist, trifft dies nur für 38,1 Prozent der Abiturienten mit einem Schnitt zwischen 1,0 und 2,0 zu.

Ein wesentlicher Grund für das vergleichsweise geringe Interesse der besten Schüler, Lehrer zu werden, sind der Studie zufolge fehlenden Karrierechancen. Vier von fünf Abiturienten geben demnach an, dass gute Aufstiegschancen ein "eher" oder "sehr wichtiges" Kriterium für ihre Berufswahl sind. Doch nur etwas mehr als jeder Vierte gehe davon aus, dass dieses Kriterium für den Lehrerberuf zutreffe.

Immer weniger Männer studieren auf Lehramt

Die Lehrer-Bildung verschlechterte sich laut dem Bildungsreport im untersuchten Jahr 2012 sogar noch im Vergleich zum Vorjahr. Dieser Bereich schneide "besorgniserregend schlecht" ab, erklärte der stellvertretende Generalsekretär des Stifterverbandes, Volker Meyer-Guckel. Laut der Studie ging etwa der Anteil der Männer, die für das Lehramt an Grundschulen studieren, von 15,9 Prozent im Jahr 2011 auf 15,4 Prozent im Jahr 2012 zurück. Zudem habe sich aus Sicht der Studenten die Betreuung im Studium noch einmal verschlechtert.

Der Stiftverband forderte als Konsequenz aus den Ergebnissen unter anderem, Aufstiegsmöglichkeiten für Lehrer auszubauen. Zudem regte der Verband an, neue Stellenkategorien wie Schul- oder Unterrichtsassistenten einzuführen, um Lehrer für ihre pädagogischen Kernaufgaben zu entlasten. Auch der Praxisbezug des Studiums sollte nach Ansicht der Autoren noch verbessert werden.

Fehlende Leistungsanreize

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, forderte, Politik und Gesellschaft müssten "endlich aufwachen und sich darum bemühen, dass die Tätigkeit als Lehrkraft wieder als attraktiver Beruf wahrgenommen wird". Auch er bemängelte, dass es oft an Leistungsanreizen fehle. Ein Problem sei zudem, dass der Lehrerberuf zunehmend als Frauenberuf gelte.

Stifterverband und McKinsey kritisierten zudem, dass es in der gesamten Hochschulbildung keine ausreichenden Verbesserungen gegeben habe. Der Hochschul-Bildungsindex stieg im Jahr 2012 auf zehn Punkte und lag damit deutlich unter der angestrebten Zielmarke von 20 Punkten. Mit dem Index sollen anhand von sechs Handlungsfeldern wie Lehrer-Bildung, Internationalität oder Chancengerechtigkeit die Fortschritte in der Hochschulbildung gemessen werden.

Dabei wurde das Jahr 2010 als Ausgangsjahr auf null Punkte gesetzt und das Jahr 2020 auf 100 Punkte. Damit muss sich der Index im Durchschnitt jedes Jahr um zehn Punkte steigern. Die größten Verbesserungen wurden 2012 laut der Studie im Bereich der Internationalisierung und der Chancengerechtigkeit erzielt.

Quelle: ntv.de, afr/AFP

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