Panorama

Kämpfe an Ebola-Quarantänezone Soldaten treiben Isolierte zurück

Rund um das Viertel errichteten Sicherheitskräfte Barrikaden.

Rund um das Viertel errichteten Sicherheitskräfte Barrikaden.

(Foto: AP)

In Liberia weitet die Regierung die Ebola-Quarantänezone in der Großstadt Monrovia aus. Als eine Regierungsvertreterin trotzdem ihre Familie aus der Isolation holt, versuchen Hunderte Männer, die Barrikaden zu überwinden. Sie sind nur mit Schüssen aufzuhalten.

Um die Ebola-Epidemie unter Kontrolle zu bekommen, hat die Regierung in Liberia Qarantänezonen ausgeweitet und eine nächtliche Ausgangssperre über die Hauptstadt verhängt. In einem Elendsviertel von Monrovia brachen daraufhin Unruhen aus. Bewaffnete Sicherheitskräfte hatten Teile des Stadtbezirks West Point abgeriegelt, in dem rund 75.000 Menschen unter äußerst ärmlichen Bedingungen leben.

Ein Viertel wurde komplett mit Stacheldraht und Zäunen vom Rest der Stadt abgeschottet, schreibt eine Reporterin der "New York Times". Die Situation eskalierte, als Polizisten eine Regierungsvertreterin und deren Familie aus dem Stadtteil herausbringen wollten - aber niemand anders das Viertel verlassen durfte.

Vier Verletzte

Hunderte aufgebrachte Männer versuchten demnach, die Quarantänebarrikaden zu überwinden und schleuderten Steine auf Sicherheitskräfte. Die Sicherheitskräfte setzten zunächst Tränengas gegen die Demonstranten ein, dann eröffneten Soldaten das Feuer, wie Augenzeugen berichteten. Dabei wurden offenbar vier Einwohner verletzt.

Die Ausgangsperre für die Millionenstadt Monrovia gilt von 21 bis 6 Uhr. Zugleich ordnete Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf die Schließung von Nachtclubs und Kinos an, wo normalerweise größere Menschenmengen zusammenkommen.

Die Maßnahmen erfolgten, nachdem Journalisten örtlicher Medien über nachts auf den Straßen abgeladene Leichen berichtet hatten. Bei allen Sicherheitsvorkehrungen gehe es darum, Menschenleben zu retten, betonte die Präsidentin. "Wenn wir alle unseren Teil beitragen, können wir diese Krankheit besiegen", wurde sie von der lokalen Nachrichtenplattform "Front Page Africa" zitiert.

Unter Bewohnern von West Point habe sich zuvor das Gerücht verbreitet, die Regierung habe das Gebiet unter Quarantäne gestellt, weil sie dort Ebola-Patienten aus anderen Landesteilen isolieren wolle. In dem Bezirk waren am vergangenen Wochenende viele Ebola-Patienten aus einer Isolierstation geflohen. Sie konnten aber gefunden und in einer medizinischen Einrichtung untergebracht werden.

Dunkelziffer wohl hoch

Insgesamt wurden in Liberia nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO bis zum 16. August 834 bestätigte oder Verdachtsfälle gemeldet, 466 Menschen starben an der Seuche. In Nigeria stieg die Zahl der verstorbenen Ebola-Opfer nach dem Tod einer Ärztin auf fünf, berichtete die nigerianische Zeitung "Vanguard" am Mittwoch.

In Nigeria gab es bis zum 16. August 15 bestätigte Ebola-Fälle, gab die WHO an. Knapp 200 Menschen standen dort unter Beobachtung. In ganz Westafrika wurden demnach insgesamt 2240 bestätigte und Verdachtsfälle sowie 1229 Todesopfer gemeldet. Die Dunkelziffer liegt vermutlich deutlich höher.

Quelle: ntv.de, rpe/dpa/AFP

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