Panorama

Wenn Kultur gefährlich wird ... Vogelgezwitscher im Radio

Es war ein außergewöhnlicher Tag in der Geschichte des Polnischen Rundfunks: Statt Musik oder Kulturnachrichten zwitscherten 24 Stunden lang im Polnischen Kulturradio "Dwojka" lediglich Vogelstimmen.

(Foto: dpa)

"Die verschlimmerte finanzielle Situation hat uns zu dieser ungewöhnlichen Form des Protests gezwungen", hieß es zur Begündung bei Polens renommiertestem Kultursender. "Es ist ein Appell an unsere Zuhörer, unsere Freunde, Kulturschaffende, andere Journalisten und diejenigen, die über das Schicksal der öffentlich-rechtlichen Medien in Polen entscheiden."

Grund des Streiks sind radikale finanzielle Einschnitte bei dem werbefreien gebührenfinanzierten Sender. Das Budget von "Dwojka" wurde nach Angaben des Senders bereits um die Hälfte auf umgerechnet 1,4 Millionen Euro gekürzt. Etliche Kulturfestivals, die der Sender jährlich mitorganisiert, wurden abgesagt, die Gehälter der Mitarbeiter dramatisch gekürzt. Einige Journalisten arbeiten inzwischen unentgeltlich.

Die polnische Regierung plant zudem eine Abschaffung der Rundfunkgebühren. Ihr Argument: Da nur 40 Prozent der Polen die Gebühren auch zahlten, machten diese keinen Sinn. Ein Gesetz zur Abschaffung der Gebühren wartet nun auf die Unterschrift von Präsident Lech Kaczynski, die beiden Parlamentskammern hat es bereits passiert.

Unterstützung von Prominenten

Agnieszka Holland warnt vor den fatalen Folgen von zu viel Kultur.

Agnieszka Holland warnt vor den fatalen Folgen von zu viel Kultur.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Unterstützung erhielt der Sender inzwischen von zahlreichen Prominenten. Die Chefin der Gesellschaft der polnischen Journalisten SDP, Krystyna Mokrsinska, appellierte an die Regierung: "Wenn die öffentlichen Medien fallen, dann gibt es nichts mehr zu reformieren." Der polnische Komponist Wojciech Kilar klang da etwas sarkastischer, er sprach von einer "Mitschuld" Dwojkas. Schließlich bringe es Menschen dazu, selbstständig zu denken. Dies aber könne für Politiker schlimme Auswirkungen haben. Bereits die Regisseurin von "Hitlerjunge Salomon",  Agnieszka Holland, hatte im Fall Dwojka die eindrückliche Warnung ausgesprochen: Zu viel Kultur kann den IQ heben.

Quelle: ntv.de

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